Geodatenzugangsgesetz ist volkswirtschaftlicher Unsinn

Geodatenzugangsgesetz, § 13 Geldleistungen und Lizenzen

(2) Such- und Darstellungsdienste nach § 6 Absatz 1 stehen der Öffentlichkeit kostenlos zur Verfügung, soweit die Darstellungsdienste nicht über eine netzgebundene Bildschirmdarstellung hinausgehen; die geodatenhaltende Stelle kann die Weiterverwendung von Geodaten, die über Darstellungsdienste bereitgestellt werden, für einen kommerziellen Zweck sowie die Möglichkeit des Ausdruckens unterbinden. Soweit dem keine anderweitigen Rechtsvorschriften entgegenstehen, können abweichend von Satz 1 für die Nutzung von Darstellungsdiensten Geldleistungen gefordert werden, wenn die Geldleistung die Pflege der Geodaten und der entsprechenden Geodatendienste sichert, insbesondere in Fällen, in denen große Datenmengen mehrfach monatlich aktualisiert werden.

Die Bundesregierung will sich Einnahmen für den Verkauf von Geodaten offensichtlich nicht entgehen lassen. Dass man dafür auf ein allgemein als riesig eingeschätztes ökonomisches Innovationspotential (PDF, S. 9)verzichtet, scheint dabei nicht weiter relevant.

Our central estimate for the value of PSI is € 68 billion annually. This represents a substantial slice of total economic activity within the European economy. Nevertheless the evidence suggests that it is considerably less than corresponding figures for the USA. If we assume roughly comparable market sizes, we believe that the large difference between the two represents the potential for growth in EU industries that use and add value to PSI.

Weiterführende Infos zum economic value of data openness in Marco Fiorettis Open Data, Open Society Report.

[via iX]

Monika Böhm-Leitzbach: Rechtsinformation im Zeichen von E-Government

Monika Böhm-Leitzbach: Rechtsinformation im Zeichen von E-Government

Die Arbeit thematisiert nach Erläuterungen zu den Begriffen Rechtsinformation und E-Government die heterogene Informationslandschaft der frei zugänglichen Rechtsinformation in Deutschland. Normgeber, Gerichte und Parlamente auf Ebene des Bundes und der Länder gestalten auf vielfache Weise die Internetpräsentation der Gesetze, Entscheidungen und parlamentarischen Materialien. Das Gegenmodell zu dieser auf viele Internetadressen und Webseiten verteilten Rechtsinformation stellt das österreichische Rechtsinformationssystem des Bundes (RIS) dar, das als nationale E-Government-Anwendung über eine einzige Oberfläche den Zugriff auf die Gesetze, Entscheidungen und parlamentarischen Materialien ermöglicht. Das RIS als Blaupause und unter Beachtung der Anforderungen an E-Government-Anwendungen umreißt die Arbeit Rahmenbedingungen und Ausgestaltungsmöglichkeiten für einen Portalentwurf, der als Single Point of Entry für die staatliche Rechtsinformation Deutschlands konzeptioniert ist.

Die Masterarbeit geht auch auf Open Data ein, passend zur aktuellen Debatte um Geschäfte mit Gerichtsurteilen.

Info-Video über Open Government Data

Via OKFN:

An dieser Stelle noch einmal der Hinweis, dass Dienste wie Data.gov oder USASpending.gov akut bedroht sind. Wie im Open-Data-Blog zu lesen ist:

Es wäre ein schwerer Schlag für die Open-Data-Bewegung: Einem Sparpgrogramm [sic!] der US-Regierung für 2011 soll auch der Datenkatalog data.gov zum Opfer fallen. Bis zum 8. April muss im Kongress die Entscheidung fallen, wie genau die Einsparungen aussehen werden. Dann muss sich die Regierung von Barack Obama mit den oppositionellen Republikanern geeinigt haben, sonst geht den Bundesbehörden das Geld aus.

Wer USAspending nicht kennt, sollte dem Angebot durchaus mal den einen oder anderen Blick gönnen. Dort wird zum Beispiel transparent gemacht, was OCLC an der US-Regierung verdient. Zum Beispiel 2010 mit diesem einzelnen Vertrag über $ 905,210 mit der National Archives and Records Administration.

Die Sunlight Foundation macht gegen diesen herben Rückschritt mobil: Save the Data!

Weitere Infos gibt’s auch im Blog des Open Data Networks.

So verdienen Finanzinvestoren am Verkauf deutscher Urteile

28 Prozent Umsatzrendite – der Digital-Verlag Juris erzielt unter anderem mit Online-Datenbanken deutscher Rechtsprechung traumhafte Gewinne. Eigentlich gehören die Urteile der Allgemeinheit. Doch ein Vertrag mit dem Bund garantiert Juris exklusive Vorteile.

Einzig gangbare Lösung: alles maschinenlesbar und gemeinfrei ins Netz. Weiter geht’s bei Spiegel Online.

Open Data und Datenjournalismus

Als Nachtrag zur Zusammenfassung des Themas Open Government Data auf der CeBIT hier noch die Präsentation von Lorenz Matzat zu “Open Data und Datenjournalismus”:

Ebenfalls auf der CeBIT mit einem Vortrag zum Thema OGD vertreten war übrigens die Initiative Amt24. Der Vortrag führte ein wenig ins Thema ein und ist soweit ich weiß nicht online verfügbar.

Open Government Data auf der CeBIT

Während der CeBIT gab es wieder hunderte von Fachvorträgen aus allen möglichen Bereichen rund um Technik und Gesellschaft. Diesmal war das Thema Open Government Data (OGD) mindestens bei zwei Terminen vertreten.

Zuerst im Vortragsprogramm des 2. Medienwirtschaftsgipfels [1] Disclaimer: Lambert Heller und ich waren Teil der Vorbereitungs-AG “Enterprise 2.0” und der AG “Open Government Data” . Dort fanden sich drei kompetente Redner und ein ebenso kompetenter Moderator (Stefan Gehrke) ein, die verschiedene Aspekte des Themas OGD vorstellten. Ton Zijlstra gab einen Überblick, um was es bei OGD überhaupt geht, Jörn von Lucke betrachtete “Open Government Data als Wirtschaftsgut” und Lorenz Matzat erläuterte, was “Datenjournalismus” ist.

Die Folien zu Tons Vortrag:

References

References
1 Disclaimer: Lambert Heller und ich waren Teil der Vorbereitungs-AG “Enterprise 2.0” und der AG “Open Government Data”

Google Refine

Am Mittwoch wurde Google Refine 2.0 released. Google Refine kann dazu dienen, unordentliche Datenmengen aufzuräumen und nachnutzbar zu machen. Hat man z.B. eine Datei in der unterschiedliche Schreibweisen zur Beschreibung des selben Sachverhalts genutzt wurden, kann man sie mit Refine mühelos clustern. Mehr Infos dazu gibt es im Refine-Blog oder in diesen Tutorial-Videos:

Erste Spielereien mit Refine zeigen, dass es ein mächtiges, aber durchaus schnelles Tool ist. Einsatzszenarien sind zum Beispiel die Aufbereitung von Open Government Data vor der Publikation. Vor diesem Release hieß die Software Freebase Gridworks und wurde u.a. eingesetzt, um Daten für data.gov.uk aufzubereiten. Dieses Beispiel ist neben anderen im Google-Refine-Blog zu finden.

Zwei Open-Data-Links

  1. Der elektrische Reporter berichtet über das Open (Government) Data.
  2. Lorentz Matzat schreibt neuerdings den (bzw. im) Open-Data-Blog der Zeit.

Gerade die Zeit hat das Thema in den letzten Wochen häufiger behandelt. Es ist eindeutig ein Trendthema. Hoffentlich bleibt es so beliebt und vieldiskutiert, bis der Ansatz auch in großen Teilen der Behördenpraxis Einzug gehalten hat.