Übersicht:
Die Green Road funktioniert langfristig nur, wenn sich Open-Access-Repositorien den Bedürfnissen ihrer Nutzer anpassen. Nutzer sind dabei nicht die Mitarbeiter der Bibliotheken, die den jeweiligen Server administrieren. Nutzer sind die Autoren, deren Publikationen archiviert und publiziert werden sollen.
Wer selbst einen Publikationsserver und somit auch Autoren betreut, wird diese Fragen und Hilferufe kennen:
- “Welche Lizenz wähle ich?”
- “Um Himmels Willen, muss ich das alles ausfüllen?”
- “Was ist SWD, warum sieht die aus wie eine Webseite von 2001 und vor allem: Was soll ich damit?”
- “Muss das wirklich so kompliziert sein?”
Diese und ähnliche Fragen kulminieren oft in: “Können Sie das vielleicht für mich übernehmen?”
Die Antwort ist logisch: “Natürlich kann ich das für Sie übernehmen! Würden Sie der Bibliothek ein von Ihnen geschriebenes Buch schenken, müssten Sie es schließlich auch nicht selbst katalogisieren.”
Die Realität sieht oft anders aus. Wer sein Dokument auf dem Server und in die Bibliothekskataloge bekommen möchte, muss neuerdings selbst formal und inhaltlich erschließen.
Die in Deutschland am weitesten verbreitete Repository-Software ist meines Wissens OPUS. Das klassische Veröffentlichungsformular von OPUS enthält folgende Punkte:
Veröffentlichungsvorgang starten
Dokumentart
Über 20 verschiedene Dokumententypen stehen zur Auswahl, z.B. 22 in Hannover, 24 in Freiburg.
Lizenz
Die Auswahl der Lizenzen erfolgt per Drop-Down. Das führt dazu, dass man Creative-Commons-Lizenzen kaum ohne Vorkenntnisse auswählen kann. Wer weiß schon, was Angaben wie Creative Commons – Namensnennung, Nicht kommerziell, Weitergabe unter gleichen Bedingungen
bedeuten?
BibTeX-Upload
Ein Feature, dass Experten sicher weiterhelfen kann, aber die meisten Autoren ebenso sicher verwirrt.
Beschreibungsdaten eingeben
Ich werde nun nicht jedes Feld kommentieren. Ein Blick auf die Menge der möglichen Angaben spricht für sich:
- Originaltitel der Arbeit
- Titel der Arbeit auf Englisch
- Verfassername (Nachname, Vorname)
- Sonstige beteiligte Personen (Nachname, Vorname)
- Urheber
- Sonstige beteiligte Körperschaft bzw. Institution (Sponsor, Organisator etc.)
- Quelle
- Kontrollierte Schlagwörter (Deutsch)
- Freie Schlagwörter (Deutsch)
- Freie Schlagwörter (Englisch)
- DDC-Sachgruppe
- Schriftenreihe / Sendereihe
- Bandnummer
- Kurze Inhaltszusammenfassung in der Originalsprache (max. 5000 Zeichen)
- Kurze Inhaltszusammenfassung in einer weiteren Sprache (max. 5000 Zeichen)
- Hochschule
- Institut
- Jahr der Fertigstellung
- Sprache
- ISBN
- Anzahl der zu übertragenden Dateien
- E-Mail Adresse
- Gültigkeitsdauer
- Zugriffsbeschränkung
Kontrollierte Schlagwörter, DDC, sonstige beteiligte Körperschaften? Wenn das wirklich jeder problemlos ausfüllen könnte, ohne sich eingehend damit beschäftigt zu haben, bräuchten wir keine professionelle inhaltliche Erschließung mehr. Auch eine interessante Debatte, aber weiter im Text…
Seite 3: Vorschau
Hier kann man die bibliographischen Daten kontrollieren und ggf. zurück zum Erfassungsformular springen.
Seite 4: Dateien hochladen
Nun kann man die Datei tatsächlich hochladen. Zumindest der Teil der publikationswilligen AutorInnen, die es bis hierhin geschafft haben. Nach – wenn ich mich nicht verzählt habe – 27 Feldern ist man also dort angekommen, wo man eigentlich hinwollte.
Wie kann man es besser machen?
Nicht nur bei OPUS ist die Lage derart unübersichtlich. Um nur ein anderes Beispiel zu nennen: E-Prints’ Upload-Vorgang umfasst ebenfalls vier Seiten mit etwa 20 Feldern, davon zahlreiche Pflichtfelder. Wie man es besser machen kann, zeigen verschiedene Publikationsdienste aus dem nicht-akademischen Bereich, die ich morgen vorstellen möchte.