"Geht es für Wissenschaftler nur noch darum, ökonomisch effizient zu sein?"

Über diese Frage wird momentan an der Universität Dortmund debbatiert. Für den Rektor der Uni ist klar: “Im Wettbewerb um studentische Köpfe brauchen wir ein klares Profil”, und so sollen in Dortmund die Natur- und Ingenieurwissenschaften in den Mittelpunkt gerückt werden. Um den Profilwechsel zu dokumentieren wird eine Umbenennung in Technische Universität angestrebt.

Doch wie reagiert die “dritte Säule” der Uni? Die Geisteswissenschaftler befürchten, das sie dann nur noch “Beiwerk” sein werden. Und das obwohl sie fast 50% der Dortmunder Studenten ausmachen und beim CHE-Ranking (Centrum für Hochschulentwicklung) mit den Erziehungswissenschaften Spitzenplätze erziehlen. Wohingegen die Natur- und Ingenieurwissenschaften nur im Mittelfeld zu suchen sind.

Aber beim Blick auf die Höhe der bewilligten Forschungsgelder sieht es anders aus. Die Ingenieurs- und Naturwissenschaften aquirieren rund 90% der Drittmittel. Für Geisteswissenschaftler dagegen ist es schwieriger große Beiträge einzuwerben. Aber “Geht es für Wissenschaftler nur noch darum, ökonomisch effizient zu sein?” Immerhin stehen bei der ersten Exzellenzinitiative bei zwei der drei deutschen Elite-Unis die Natur- und Ingenieurwissenschaften im Zentrum.

Das Leitlinien-Papier zur Umbenennung der Uni wird gerade im Senat diskutiert. Die Dortmunder Studenten scheinen mehrheitlich nicht interessiert bzw. sind unwissend, zu einer Aussprache mit dem Rektorat erschienen lediglich 50 von ihnen.

Der Rektor Eberhard Becker, hält Kritikern den Plan entgegen, der gleichzeitig zum TU Projekt umgesetzt werden soll: es soll eine stärkere Kooperation der Geisteswissenschaften mit den Hochschulen in Bochum und Duisburg-Essen geben. So soll eine Art Kompetenzzentrum eingerichtet werden.

Es bleibt abzuwarten, ob sich die Geisteswissenschaften auf diesen “Kuhhandel” einlassen werden.

[via Zeit online]

Leser, Nutzer oder Kunde?

Die Unsitte, von Bibliothekskunden zu sprechen und zu schreiben, beschäftigt mich schon etwas länger. Hans-Christoph Hobohm bot sogar eine Fortbildung zum Thema (“König Kunde in der Bibliothek?“) an, die sich allerdings eher auf Bibliotheksmarketing konzentriert hat. Auf der siebten Seite seiner Begleitmaterialien (PDF) zu dieser Veranstaltung stellt er “alte” und “neue” Begriffe gegenüber. Zum Beispiel “Leser” vs. “Kunde”. Leider wird der Begriff des Kunden auf den Folien nicht definiert. Ich vermute, dies geschah auch während der Fortbildung nicht. Zumindest wird ebd. auch der Begriff “Nutzerbindung” gebraucht; eine einheitliche Begriffsverwendung ist nicht zu erkennen. Im ebenfalls von Hobohm erstellten SERVQUAL-Fragebogen ist die Rede von Benutzern. Das sind dann schon 3,5 Begriffe für ein und die selbe Person.
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Kleine Anfrage zu Quaero

400 Millionen Euro soll die sagenumwobene Google-Alternative Quaero kosten. Über das undurchsichtige Vergabeverfahren an verschiedene Unternehmen (Führend ist die Bertelsmann-Tochter Empolis) wurde viel gemunkelt und die grüne Bundestagsfraktion stellte eine Kleine Anfrage an die Regierung bezüglich des Procederes, das keine Ausschreibung vorsah.

Über das Ergebnis berichtet Heise.de:

“Bei der Aufsetzung von strategischen Großprojekten mit grundlegender Bedeutung sind Ausschreibungen nicht üblich, da hier – auf der Grundlage von vorgegebenen Zielen – die Projektpartner durch die stringente Projektführung ausgewählt werden und das notwendige Projektmanagement durch den Konsortialführer vorgenommen wird.”

Gab es etwa kein Vergabeverfahren für die LKW-Maut? Oder sind nicht viel eher solche Verfahren außer Kraft gesetzt, wenn Bertelsmann im Spiel ist? Hierzu ein immer noch sehr aktueller Artikel in Telepolis: “Ohne Bertelsmann geht nichts mehr”.