Electronic-Ressource-Management-Systeme: AMSL und SemperTool RMS

Die Verwaltung von elektronischen Ressourcen und der dazugehörigen Lizenzen etc. spielt in Bibliotheken eine immer größere Rolle. Ein von der, bzw. für die UB Leipzig auf Linked-Data-Technologie entwickeltes System auf Ontowiki-Basis nennt sich AMSL:

Projektziel ist die Bereitstellung einer skalierbaren, nachnutzbaren Web-Applikation zur Verwaltung elektronischer Ressourcen in sächsischen Hochschulbibliotheken. Die Software nutzt Linked-Data Technologien und integriert alle für das ERM benötigten Daten in RDF. Notwendige Transformationsprozesse werden auf der Datenmanagement-Plattform formuliert, ausgeführt und in das ERM-System überführt. Ablaufprozesse, Datenmodelle und Abfragen können auf einer systembibliothekarischen Ebene erstellt und konfiguriert werden. Als generisches Werkzeug sind die Empfehlungen der DLF ERMI zu berücksichtigen.

Ein weiteres, zumindest von der UB Mannheim (PDF) eingesetztes Tool ist das dänische SemperTool Resource Management System (RMS).

The SemperTool Resource Management System (RMS) is a tool that provides all of the core functionality critical for managing library collections: including all features of an Electronic Resource Management System (ERM), as well as the ability to manage physical holdings on the library shelf.

Open Data in Baden-Württemberg

Im Koalitionsvertrag der Grün-Roten Koalition in Baden-Württemberg (PDF) sind zwei erfreuliche Abschnitte zu finden. Der Erste beschäftigt sich mit “Leistungsfähiger Informationsinfrastruktur und Open Access” (S. 14):

Der Zugang zu Datenbanken und E-Journals sowie die Nachhaltigkeit und Nachnutzung wissenschaftlicher Daten wird neben der Geräteausstattung ein immer wichtigerer Faktor für Forschungsund Innovationsprozesse. Wir werden deshalb verstärkt in die Informationsversorgung investieren.

Gleichzeitig wollen wir größtmögliche Transparenz und allgemeine Zugänglichkeit zu wissenschaftlichen Daten herstellen. Dazu werden wir gemeinsam mit den Hochschulen und Universitätsbibliotheken des Landes eine Open-Access-Strategie entwickeln. Dabei prüfen wir, wie das Prinzip umgesetzt werden kann, alle öffentlich geförderten und alle durch das Land beauftragten Forschungsergebnisse kostenfrei der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Möglichkeit der Hochschulen zur Forschung im Auftrag Dritter darf dadurch nicht beeinträchtigt werden.

Weiterhin wird erhöhte Transparenz bei militärisch relevanter Forschung gefordert.

Der Zweite Abschnitt beschäftigt sich mit “Transparenz des Regierungshandelns im Netz” (S. 79):

Wir stehen für eine offene Gesellschaft und eine transparente Verwaltung. Die bisherigen Aktivitäten Baden-Württembergs im Bereich e-Government und digitaler Demokratie werden wir ausbauen. Dabei werden wir insbesondere auch auf die Barrierefreiheit aller öffentlichen Angebote achten, und darauf, dass Teilhabe am öffentlichen Leben auch ohne Netzzugang möglich bleibt. Zu den großen Chancen digitaler Netze gehört die Möglichkeit, die Grundlagen des Regierungshandelns transparent und zugänglich zu machen.

In einem umfassenden Informationsfreiheitsgesetz werden wir gesetzliche Regelungen treffen, damit Bürgerinnen und Bürger unter Beachtung des Datenschutzes grundsätzlich freien Zugang zu den bei den öffentlichen Verwaltungen vorhandenen Informationen haben. Wir werden unser Regierungshandeln daran orientieren, die zugrunde liegenden Daten und Dokumente weitestmöglich öffentlich zugänglich zu machen. Hier orientieren wir uns am Grundsatz „Open Data“.

Drei Bibliotheken in Baden-Württemberg (Konstanz, Mannheim, Tübingen) gehen in dieser Hinsicht mit gutem Beispiel voran. Sie haben ihre Katalogdaten unter CC0 veröffentlicht. Die UB Mannheim bietet Linked Open Data (zum SPARQL-Endpoint) wie kürzlich schon hier erwähnt.

Linked Open Data der UB Mannheim

Die UB Mannheim ist nach der Veröffentlichung ihrer Katalogdaten im letzten Jahr nun den konkreten Schritt gegangen, diese durch freie Lizenzierung tatsächlich nachnutzbar zu machen. Mehr dazu im Blog der UB Mannheim.

Warum das so ein wichtiger Schritt ist, erläutert Greg Grossmeier von der University of Michigan in seinem “Commitment to Compatibility”. Fazit:

By using the most compatible license available from Creative Commons, MLibrary enables efficient content creation. We make it possible for users to worry less about license incompatibility and permissions — and instead spend more time on the actual creation of quality content. We hope to see the positive influence of this throughout the local, national, and international library communities.

Es lohnt sich jedoch, das ganze Posting zu lesen.

Danke an Kai für den Hinweis!

Inetbib 2008: Firmenvorträge

Firmenvorträge

Petra Hauschke, Dokumentarin bei Glomas Deutschland und Trägerin eines auffallend wohlklingenden Nachnamens: „Integration von Document Delivery Services in ein Bibliothekssystem“

  • Einbindung von Onlinedokumenten via DOI, Möglichkeit, verschiedene Anbieter zu integrieren (auch Zeitschriftenabonnements etc.)
  • Bestellstatus verfolgbar, Bereitstellung der Dokumente in verschiedenen Formen (z.B. Email?).
  • Zusätzliche Dienste: Scans durchsuchbar machen, automatische Konvertierung in verschiedene Formate, Volltextsuche
  • Es gibt die Möglichkeit, Experten „ausrechnen“ zu lassen.
  • Mehrsprachiger Thesaurus mit vielfältigen Visualisierungsmöglichkeiten

Magnus Pfeffer (UB Mannheim) und Timm-Martin Siewert (Ex Libris) über Primo:

  • Integration verschiedener Datensammlungen (Repository, Katalog etc.) in eine einzige Anlaufstelle
  • Komfort für den Nutzer
  • Einbindung von 2.0-Tools (Blogs, Nutzerrezensionen, Tagging)
  • „Primo normalized XML“ als einheitliches Datenformat. Primo soll die „Datensilos öffnen“.

    Bibliotheksgebühren gegen "ungesunde Lesewuth"

    Fundstück: Ein Zitat zum Thema Benutzerschwund durch Bibliotheksgebühren, dass zuletzt durch die Diskussion um Gebühren für externe Nutzer an der UB Mannheim akut geworden ist. Es geht um den drastischen Rückgang der Benutzerzahlen in der Freien Städtischen Bibliothek Basel.

    Einschneidender war die Einführung von Benutzungsgebühren. 1916 beschloss die Bibliothekskommission, das bisherige Depot von einem Franken für die Freie Städtische Bibliothek in eine feste Einschreibegebühr umzuwandeln. Zwei Jahre später galt diese Regelung auch für die Basler Volksbibliotheken [1]Jahresbericht / Allgemeine Bibliotheken der Gesellschaft für das Gute und Gemeinnützige Basel (Jb) 1916,4. Ab 1920 folgte eine regelmäßig zu entrichtende Lesegebühr. “Von der Einsicht ausgehend, dass die gegenwärtigen Verhältnisse die Eröffnung einer Einnahmequelle verlangen, haben wir beschlossen, fortan in der Freien Städtischen Bibliothek ein jährliches Lesegeld von zwei Franken, bei den Volksbibliotheken ein solches von einem Franken zu erheben. Damit hoffen wir in den Stand gesetzt zu werden, selbst wenn auch mit Austritten zu rechnen sein wird, den Anforderungen, die das sonst so blühende und so weiten Kreisen dienende Unternehmen an uns stellt, gerecht zu werden.” [2]Jb 1919, 4 Diese Entscheidung war nicht einfach, da dadurch mit dem Grundsatz der Unentgeltlichkeit gebrochen wurde. Der Umsatzrückgang überraschte die Verantwortlichen. Die Basler Volksbibliotheken verloren 25% und die Freie Städtische Bibliothek rund 30% der Leser. Die Kommission äußerte sich trotzdem optimistisch: “Wir dürfen aber annehmen, dass mancher, der jetzt ausgetreten ist, wieder zurückkehren wird, und uns auch sagen, dass wer das geringfügige Opfer nicht gebracht hat, in den seltensten Fällen es nicht bringen konnte, sondern eben nicht wollte und damit bekundete, dass es ihm nicht sehr ernst damit war, gute Bücher zu lesen, wie denn auch die Statistik zeigt, dass hauptsächlich solche Leser zurückgetreten sind, welche die Bibliothek wenig benützten.” [3]Jb 1920, 3 Dem darauf folgenden Jahresbericht ist zu entnehmen, dass die Leserzahl weiter zurückging, die Ausleihen jedoch wieder anstiegen. Die Bibliotheken sahen sich darin bestätigt, dass die verbleibenden Leser, die das Lesegeld nicht scheuten, um so fleissigere Leser waren. [4]Vgl. Jb 1921, 3

    Zu finden auf Seite 80 von:
    “Ungesunde Lesewuth in Basel” : allgemeine Bibliotheken der GGG 1807 bis 2007 / hrsg. von der Gesellschaft für das Gute und Gemeinnützige Basel. Hrsg. von Robert Barth. Unter Mitw. von Studierenden der Fachrichtung Informationswissenschaft an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Chur: Alena Andres … – Basel : Schwabe, 2007. – 155 S. : Ill., graph. Darst., Kt. ; 24 cm
    (Neujahrsblatt / Gesellschaft für das Gute und Gemeinnützige ; 185)
    ISBN 3-7965-2245-9 – 978-3-7965-2245-1

    References

    References
    1 Jahresbericht / Allgemeine Bibliotheken der Gesellschaft für das Gute und Gemeinnützige Basel (Jb) 1916,4
    2 Jb 1919, 4
    3 Jb 1920, 3
    4 Vgl. Jb 1921, 3