Fundstück: Ein Zitat zum Thema Benutzerschwund durch Bibliotheksgebühren, dass zuletzt durch die Diskussion um Gebühren für externe Nutzer an der UB Mannheim akut geworden ist. Es geht um den drastischen Rückgang der Benutzerzahlen in der Freien Städtischen Bibliothek Basel.
Einschneidender war die Einführung von Benutzungsgebühren. 1916 beschloss die Bibliothekskommission, das bisherige Depot von einem Franken für die Freie Städtische Bibliothek in eine feste Einschreibegebühr umzuwandeln. Zwei Jahre später galt diese Regelung auch für die Basler Volksbibliotheken . Ab 1920 folgte eine regelmäßig zu entrichtende Lesegebühr. “Von der Einsicht ausgehend, dass die gegenwärtigen Verhältnisse die Eröffnung einer Einnahmequelle verlangen, haben wir beschlossen, fortan in der Freien Städtischen Bibliothek ein jährliches Lesegeld von zwei Franken, bei den Volksbibliotheken ein solches von einem Franken zu erheben. Damit hoffen wir in den Stand gesetzt zu werden, selbst wenn auch mit Austritten zu rechnen sein wird, den Anforderungen, die das sonst so blühende und so weiten Kreisen dienende Unternehmen an uns stellt, gerecht zu werden.” Diese Entscheidung war nicht einfach, da dadurch mit dem Grundsatz der Unentgeltlichkeit gebrochen wurde. Der Umsatzrückgang überraschte die Verantwortlichen. Die Basler Volksbibliotheken verloren 25% und die Freie Städtische Bibliothek rund 30% der Leser. Die Kommission äußerte sich trotzdem optimistisch: “Wir dürfen aber annehmen, dass mancher, der jetzt ausgetreten ist, wieder zurückkehren wird, und uns auch sagen, dass wer das geringfügige Opfer nicht gebracht hat, in den seltensten Fällen es nicht bringen konnte, sondern eben nicht wollte und damit bekundete, dass es ihm nicht sehr ernst damit war, gute Bücher zu lesen, wie denn auch die Statistik zeigt, dass hauptsächlich solche Leser zurückgetreten sind, welche die Bibliothek wenig benützten.” Dem darauf folgenden Jahresbericht ist zu entnehmen, dass die Leserzahl weiter zurückging, die Ausleihen jedoch wieder anstiegen. Die Bibliotheken sahen sich darin bestätigt, dass die verbleibenden Leser, die das Lesegeld nicht scheuten, um so fleissigere Leser waren.
Zu finden auf Seite 80 von:
“Ungesunde Lesewuth in Basel” : allgemeine Bibliotheken der GGG 1807 bis 2007 / hrsg. von der Gesellschaft für das Gute und Gemeinnützige Basel. Hrsg. von Robert Barth. Unter Mitw. von Studierenden der Fachrichtung Informationswissenschaft an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Chur: Alena Andres … – Basel : Schwabe, 2007. – 155 S. : Ill., graph. Darst., Kt. ; 24 cm
(Neujahrsblatt / Gesellschaft für das Gute und Gemeinnützige ; 185)
ISBN 3-7965-2245-9 – 978-3-7965-2245-1