Wann, warum und wie oft "nein" an der Theke?

Melanie schreibt in ihrem Blog:

Gute Idee, zur Nutzerwunschforschung, eine “Nein-Antwort”-Liste an der Bibliothekstheke zu führen, in der notiert wird, welche (An-)Fragen von Nutzern mit Formen von “Nein” beantwortet werden mussten (Einige der dort gelisteten Punkte lesen sich so bekannt #mitKarte #Raumfrei).

Die (gute) Idee hat sie vom Swiss Army Librarian, der nebenbei auf OCLCs “Top reasons for no” in der Fernleihe verweist.

Szenario: Biblioleaks in der Biomedizin

Im Journal of Medical Internet Research entwerfen Adam G. Dunn, Enrico Coiera und Kenneth D. Mandl ein Szenario, im dem das wissenschaftliche Publikationswesen dasselbe Schickal erleidet wie andere Branchen der inhaltevertreibenden Industrien: die Kunden organisieren sich ihren eigenen illegalen Zugang.

Is Biblioleaks Inevitable? – Journal of Medical Internet Research. Apr 2014; 16(4): e112.
http://dx.doi.org/10.2196%2Fjmir.3331

Abstract:

In 2014, the vast majority of published biomedical research is still hidden behind paywalls rather than open access. For more than a decade, similar restrictions over other digitally available content have engendered illegal activity. Music file sharing became rampant in the late 1990s as communities formed around new ways to share. The frequency and scale of cyber-attacks against commercial and government interests has increased dramatically. Massive troves of classified government documents have become public through the actions of a few. Yet we have not seen significant growth in the illegal sharing of peer-reviewed academic articles. Should we truly expect that biomedical publishing is somehow at less risk than other content-generating industries? What of the larger threat—a “Biblioleaks” event—a database breach and public leak of the substantial archives of biomedical literature? As the expectation that all research should be available to everyone becomes the norm for a younger generation of researchers and the broader community, the motivations for such a leak are likely to grow. We explore the feasibility and consequences of a Biblioleaks event for researchers, journals, publishers, and the broader communities of doctors and the patients they serve.

Ich halte das Szenario einer massenhaften Veröffentlichung – wie die Autoren – für wenig wahrscheinlich. Vor allem, da die meisten Wissenschaftler, die Interesse an so etwas hätten, ein gewaltiges Karriererisiko eingehen würden. Und die wenigsten dieser Wissenschaftler schuften jahrelang, um sich dann massive Klagen einzuhandeln, solange es Alternativen wie die Fernleihe gibt. Die ist zwar etwas langsamer als ein sofortiger Download, aber eindeutig geeigneter für risiko-averse Wissenschaftler.

Via Pubmed Central ist der Text des Artikels auch frei verfügbar.

#skyoclc: Anti-Trust-Verfahren gegen OCLC

Gemeinsam mit Innovative Interfaces strengt SkyRiver ein Anti-Trust-Verfahren gegen OCLC an. Aus der Pressemeldung:

In a move that could have far-reaching implications for competition in the library software and technology services industry, SkyRiver Technology Solutions, LLC has filed suit in federal court in San Francisco against OCLC Online Computer Library Center, Inc. The suit alleges that OCLC, a purported non-profit with a membership of 72,000 libraries worldwide, is unlawfully monopolizing the markets for cataloging services, interlibrary lending, and bibliographic data, and attempting to monopolize the market for integrated library systems, by anticompetitive and exclusionary practices.

Hervorhebung von mir. Zum Verfahren gibt es seitens SkyRiver auch eine Kampagnenwebseite: http://www.choiceforlibraries.com/

Bei Twitter wird das Verfahren unter dem Hashtag #skyoclc diskutiert.

[via Karen Coyle]

Inetbib 2008: Firmenvorträge

Firmenvorträge

Petra Hauschke, Dokumentarin bei Glomas Deutschland und Trägerin eines auffallend wohlklingenden Nachnamens: „Integration von Document Delivery Services in ein Bibliothekssystem“

  • Einbindung von Onlinedokumenten via DOI, Möglichkeit, verschiedene Anbieter zu integrieren (auch Zeitschriftenabonnements etc.)
  • Bestellstatus verfolgbar, Bereitstellung der Dokumente in verschiedenen Formen (z.B. Email?).
  • Zusätzliche Dienste: Scans durchsuchbar machen, automatische Konvertierung in verschiedene Formate, Volltextsuche
  • Es gibt die Möglichkeit, Experten „ausrechnen“ zu lassen.
  • Mehrsprachiger Thesaurus mit vielfältigen Visualisierungsmöglichkeiten

Magnus Pfeffer (UB Mannheim) und Timm-Martin Siewert (Ex Libris) über Primo:

  • Integration verschiedener Datensammlungen (Repository, Katalog etc.) in eine einzige Anlaufstelle
  • Komfort für den Nutzer
  • Einbindung von 2.0-Tools (Blogs, Nutzerrezensionen, Tagging)
  • „Primo normalized XML“ als einheitliches Datenformat. Primo soll die „Datensilos öffnen“.

    MdB Heinz Schmitt (SPD) rechtfertigt forschungsfeindliche Änderungen am Urheberrecht

    Stephan Färber beklagt auf Abgeordnetenwatch die Auswirkungen des neuen Urheberrechts. Auf eine Bestellanfrage bekam er folgende Antwort von seiner Bibliothek:

    Die von Bundestag und Bundesrat beschlossenen Änderungen im Urheberrechtsgesetz führen ab dem 01.01.2008 zu einer wesentlichen Einschränkung der Lieferbedingungen im bibliothekarischen Fernleihverkehr. Da § 53a UrhG die Voraussetzungen für die Lieferungen elektronischer Dokumente nur unbestimmt regelt, müssen die am Fernleihverkehr teilnehmenden Bibliotheken zunächst auf die elektronische Auslieferung verzichten. Aus diesem Grund wird es bis auf Weiteres von bestellten Aufsätzen nur noch Kopien als Papierausdruck in den Bibliotheken geben.

    Technischer Hinweis: aufgrund der Einführung des Papier- und Postversands muss mit einer Verzögerung bei den Lieferzeiten gerechnet werden. Die damit verbundenen Nachteile bedauern wir sehr und bitten um Verständnis.

    Er sieht sich in seiner Forschungsarbeit behindert und fühlt sich zu Recht in steinzeitliche Bedingungen versetzt. Nun richtet er die Frage, ob Nachbesserung in Sicht ist, an Heinz Schmitt (SPD), Mitglied des Bundestages, Wirtschaftsingenieur und Mitglied im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung. Seine Antwort (ebd.) ist durchaus lesenswert. Das Gesetz sei notwendig gewesen, um neuen multimedialen Möglichkeiten gerecht zu werden.

    Das Gesetz erlaubt öffentlichen Bibliotheken erstmals, Kopien von urheberrechtlich geschützten Werken herzustellen und diese auch auf elektronischem Wege zu versenden. Grundsätzlich ist das für die Studentinnen und Studenten eine erhebliche Verbesserung.

    Interessanter Standpunkt, mit dem Herr Schmitt vermutlich außerhalb seines Ausschusses allein auf weiter Flur stehen dürfte. Er sah sich in der Pflicht, Autoren die Möglichkeit zu geben, ihre Produkte zu vermarkten.

    Dabei war für mich und meine Kolleginnen und Kollegen von der SPD-Fraktion im Bildungsausschuss von Anfang an wichtig, dass Bildung und Wissenschaft durch diese Einschränkung nicht behindert werden. Deshalb haben wir uns dafür eingesetzt, diese Regelung möglichst nutzerfreundlich und praktikabel zu gestalten.

    Er war dafür, und er hat sich dafür eingesetzt. Immerhin macht er

    keinen Hehl daraus, dass ich mir für Bildung, Wissenschaft und Forschung noch mehr Freiheit gewünscht hatte. Soweit ich weiß, sehen das auch meine Kolleginnen und Kollegen von der SPD-Fraktion so. Wir wollen ein Urheberrecht, das gezielt auf die Bedürfnisse und Belange von Bildung, Wissenschaft und Forschung eingeht. Derzeit stehen wir aber erst am Anfang und wir freuen uns über jede Unterstützung.

    Lieber Herr Schmitt, wenden Sie sich doch bitte an die Damen und Herren vom Urheberrechtsbündnis. Dort können Sie unter anderem erfahren, was das Gesetz, für dass auch Sie verantworltich sind, für Auswirkungen hat.

    Büchermangel in Luzern

    Die Studenten an Luzerner Bibliotheken müssen vielfach auf die teure Fernleihe zurückgreifen, da es an den eigenen Bibliotheken an Fachliteratur mangelt. Im letzen Jahr gab es mehr als 2000 Bestellungen, die nach Luzern gingen. Teilweise ist es für die Studenten sogar lohnenswerter nach Basel oder Zürich zu fahren und die Bücher vor Ort auszuleihen.

    [via Neue Luzerner Zeitung]

    Ohne Worte: Urheberrecht für Bundesrat nicht umstritten

    Via Bibliotheksrecht:

    Wir kommen zu Punkt 11: Zweites Gesetz zur Regelung des Urheberrechts in der Informationsgesellschaft (Drucksache 582/07, zu Drucksache 582/07) Wortmeldungen liegen nicht vor.

    Eine Empfehlung auf Anrufung des Vermittlungsausschusses oder ein entsprechender Landesantrag liegt nicht vor. Ich stelle daher fest, dass der Bundesrat einen solchen Antrag n i c h t stellt.

    Wir haben nun noch über eine Entschließung entsprechend Ziffern 2 und 3 der Ausschussempfehlungen zu befinden. Zur Einzelabstimmung rufe ich auf:
    Ziffer 2! – Das ist die Mehrheit. Ziffer 3 mit Ausnahme des letzten Spiegelstrichs! – Das ist ebenfalls die Mehrheit. Bitte das Handzeichen für den letzten Spiegelstrich von Ziffer 3! – Auch das ist die Mehrheit.

    Damit hat der Bundesrat eine Entschließung gefasst.

    Quelle: Bundesrat, Stenografischer Bericht, 836. Sitzung, Berlin, Freitag, den 21. September 2007, S. 268.

    Nur Gegner eines funktionierenden Wissenschaftsbetriebs können dies wirklich gutheißen. Aus einer Pressemitteilung des Urheberrechtsbündnisses:

    Das Aktionsbündnis „Urheberrecht für Bildung und Wissenschaft“ bedauert, dass der Bundesrat die Chancen der Verbesserung des Zweiten Korbs über den Vermittlungsauschuss ausgelassen hat, sieht sich aber in der Kritik des Bundesrats an dem Gesetz weitgehend mit ihm einig. Der Bundesrat setzt bezüglich der Interessen von Bildung und Wissenschaft offenbar auf den Dritten Korb. Das Aktionsbündnis wird sich dabei selbstverständlich einbringen und erwartet, neben anderen Verbesserungen, dass auch im Urheberrecht die Weichen für Open Access gestellt werden. Die kommerziellen, durch das Urheberrecht geschützten Verwertungsmodelle erweisen sich für Bildung und Wissenschaft als zunehmend ungeeignet.

    Wie ungeeignet, werden wir bald feststellen müssen. Jammern und Wehklagen bitte an diese Dame:

    Brigitte Zypries, SPD MdB
    Deutscher Bundestag
    Platz der Republik 1
    11011 Berlin

    Email, WWW