Ein Hoch auf die Ehrenamtler hinter OpenBiblioJobs

Ich möchte diejenigen sehen, die momentan aufschreien, die sich dauerhaft (!) dafür engagieren ein ähnliches Projekt zu schultern und nicht nach ein paar Monaten die Lust verlieren, nur weil es etwas Neues gibt über das man/frau sich aufregen kann.

Dies schrieb “blümchen” 2012 in einer Kommentar zum Wegschließen der BIB-Stellenbörse und zu den ersten Ideen rund um eine frei zugängliche bibliothekarische Jobbörse.. Ein paar Jahre und fast 6500 veröffentlichte Stellenangebote später kann man sagen: Da sind sie! Eine tolle und wichtige Arbeit! Wer mithelfen möchte, kann sich übrigens dort melden.

Online-Demonstration auf Bibliothekswebseite

Drüben bei Netbib wird über eine interessante Online-Demonstration berichtet. Die Webseite der Stadtbibliothek Stühlingen – bzw. eigentlich ist es nur der dort üblicherweise zu findende Inhalt – ist zur Zeit nicht erreichbar. Unter bibliothek.stuehlingen.de wird derzeit statt auf Öffnungszeiten, Lesungen und neu erworbene Bücher auf die Genehmigung eines Windparks hingewiesen. Verantwortlich dafür ist der für diese und andere Stühlinger Webseiten ehrenamtlich tätige Webmaster Ueli Joss.

Laut Südkurier fordert Joss, dass “alle relevanten Unterlagen” zum Vorgang bis zum 17. April öffentlich gemacht werden. Andernfalls würde er die von ihm betreuten Seiten nur gegen einmalige Zahlung von 5000 Euro und Stundenhonorar wieder zugänglich machen und weiter pflegen. Das Geld sei für Initiativen gegen die Windkraftanlagen gedacht.

Die Besetzung der Webseite hat für die Stadtbibliothek auch Konsequenzen abseits des Web. Wie der Südkurier in einem weiteren Artikel berichtet, enthält die Webseite “umfangreiches organisatorisches und administratives Handwerkszeug”. In der Folge müsse die Bibliothek bis auf weiteres geschlossen werden. Ausleihfristen würden zwar verlängert, aber das Bibliotheksteam habe zur Zeit keinen Zugriff auf die eigene Webseite und offensichtlich dringend benötigtes Handwerkszeug.

Ist das noch eine Online-Demonstration? Was sagt uns das über das Ehrenamt in Bibliotheken? Unabhängig von der persönlichen Meinung zum Thema mutet es seltsam an, das ein Ehrenamtlicher eine gesamte Stadtbibliothek zur Verfolgung eigener politischer Ziele schließen kann. Und ebenso merkwürdig ist es, dass das Bibliotheksteam keinen Zugriff auf das eigene Handwerkszeug hat. Dazu fällt mir wieder eins meiner Lieblingspostings aus von Jakob Voss ein. Vor fast genau fünf Jahren schrieb er:

Ich finde es äußerst problematisch, wie sich Bibliotheken unnötig in Abhängigkeit von Firmen begeben […] und dabei ihrer eigenen Handlungsspielräume und Fähigkeiten einschränken. “Mal schnell” etwas an der Webseite oder am OPAC ändern geht nicht dann nicht mehr so einfach und/oder kostet zusätzlich Geld.

Ist das utopisch für kleine Bibliotheken?

Wird Kurt-Tucholsky-Bibliothek doch geschlossen?

Nachdem sich die Ständige Konferenz der Leiter der Öffentlichen Bibliotheken Berlins heute gegen einen ehrenamtlichen Betrieb der Bibliothek ausgesprochen haben, steht die Kurt-Tucholsky-Bibliothek nun doch wieder vor einer Schließung, nachdem sie erst im Juni diesen Jahres wiedereröffnet wurde.

Mehr Informationen gibt es auf Berlin.online.

Ehrenamt vs. politische Verantwortung

In einem Netbib-Kommentar macht Peter Delin auf ein Interview mit Patrick Meinhardt, dem Vorsitzenden des Vereins Leben in Wilhelmsruh aufmerksam. Dort geht es (auch) um den Rückzug der Politik aus der Verantwortung für Bildung und Kultur, die mit der “Verkundung” des Bibliotheksbenutzers einhergeht. Der Verein betreibt eine Stadtteilbibliothek nach deren Schließung ehrenamtlich weiter.

Würden Sie das Modell einer ehrenamtlich betriebenen Bibliothek empfehlen?

Die Arbeit im Verein und in der Bibliothek ist eine wirklich schöne Erfahrung. Aber als Vorbild für andere Bibliotheken würde ich unser Modell nicht empfehlen. Es darf nicht sein, dass der Staat sich aus solchen Aufgaben zurückzieht. Wir sehen unsere Arbeit auch eher als ein “Warmhalten”. Wir hoffen sehr, dass wir eines Tages wieder personelle Unterstützung vom Bezirk bekommen. Dass wir jetzt von der Politik als Musterbeispiel hingestellt werden und gesagt wird: Schaut her, so geh das ja auch – das ist auf jeden Fall ein Problem.

Wahre Worte gelassen ausgesprochen. Ceterum censeo, Bildung ist Bürgerrecht.

Loblied auf Professor Hering in im Stuttgarter Wochenblatt

Das Stuttgarter Wochenblatt veröffentlichte gestern einen Artikel über Professor Jürgen Hering, der unter anderem Leiter der Unibibliothek Stuttgart und der Sächsischen Staatsbibliothek in Dresden war.
Aber nicht nur für Bibliotheken engagierte sich der heute 70jährige Hering, er hat seit über 40 Jahren zahlreiche Ehrenämter inne.

Zum Artikel geht es hier.

Freundeskreise für Bibliotheken

Annette Welling (Dipomkulturwirtin in Diensten des BDI) untersuchte in einer Studie die Förder- und Freundeskreise der Kultur in Deutschland. Teil ihrer Untersuchung waren auch Förder- und Freundeskreise von Büchereien/Bibliotheken und Archiven.

Kurz zusammengefasst fand sie heraus, dass diese Einrichtungen von allen Einrichtungen die kleinsten Förderkreise haben (35% haben max. 50 Mitglieder, bei den anderen Einrichtungen höchstens 17%), dass manche Bibliotheken den Förderern kostenlose Bücherbringdienste und andere Dienstleistungen anbieten, und dass Bibliotheken als einzige geförderte Institutionsgruppe die Wirkung der Dienstleistungen auf den Förderkreis als gering betrachten.

Annette Welling: “Förder- und Freundeskreise der Kultur in Deutschland”
In: Kulturmanagement & Kulturpolitik : die Kunst, Kultur zu ermöglichen / Hrsg.: Friedrich Loock; Oliver Scheytt. – Berlin : Raabe
ISBN: 3-8183-0525-0
Lieferung Juni 2007, F3.3, S. 1-18