Amazons Kindle mit Copyright-Problemen

Amazon hat rechtmäßig erworbene E-Books von Kindle-Lesegeräten ungefragt gelöscht und den Kaufpreis zurückerstattet.

Wie Amazon gegenüber der New York Times erklärte, seien die Bücher von einer Firma namens MobileReference in den Kindle-Store eingestellt worden, die die dazu nötigen Rechte nicht besaß.

Ironischerweise handelte es sich bei den gelöschten Werke um George Orwells “1984” und “Animal Farm”.

Mehr Infos bei heise.de.

DRM, eBooks, Wasserzeichen & das Jodeldiplom

Keep an eye on DRM, meint John Blyberg. Positiv fällt ihm auf, dass nun endlich alle großen Musikkonzerne auf DRM verzichten.

While I think this particular trend is encouraging, we ought not throw a ticker-tape parade just yet. It seems that in place of DRM, studios are opting for digital watermarks. What that means is that every music download will have, embedded in it, a unique serial number that ties that file with the original purchaser. Obviously, this carries with it some significant privacy concern.

David Kravets berichtet über Szenarien, wie diese Wasserzeichen zum Einsatz kommen könnten:

EFF’s Von Lohmann speculated that watermarks could even enable ISPs to filter out peer-to-peer traffic when they detect a copyright work in transit.

It’s no secret that the Motion Picture Association of America and the Recording Industry Association of America are working with ISPs toward the goal of network-wide piracy filters. Representatives from AT&T discussed that at the Consumer Electronics Show in Las Vegas on Tuesday.

But Von Lohmann added it’s too soon to conclude that watermarks will be put to that kind of Orwellian use.

Es ist höchst unwahrscheinlich, dass sich die Musikindustrie diese Gelegenheit entgehen lassen wird, wieder mal juristisch gegen ihre Kunden vorzugehen. In diesem Zusammenhang interessant ist jedoch, was sich für Anwendungsmöglichkeiten für staatliche Kontrollorgane bieten. “Wassergezeichnete” eBooks könnten auf dem Weg von einem Leser zum anderen verfolgt werden.

Ein anderes Thema ist die Benutzerfreundlichkeit der eBook-Reader. Durch künstliche Beschränkungen wird der Käufer gegängelt, z.B. beim Kindle. Das beinhaltet zum einen natürlich DRM, aber auch die Schaffung proprietärer Formate. Dem Kindlehacker Igor Skochinsky im Interview mit Humayun Kabir:

HK: Is there any fundamental difference between Mobipocket and Kindle formats? If so, what kind of?

Igor: The .azw format is exactly the same as Mobipocket.

Mit anderen Worten: Das azw-Format heißt azw-Format, weil man unbedingt was eigenes haben wollte. Für den Fall empfiehlt sich eigentlich das Jodeldiplom, dann erübrigt sich die Nutzerschikane.

Auch Sony BMG nun ohne DRM

Gestern habe ich noch darüber genörgelt, und heute kündigt BMG einen Kurswechsel in Sachen DRM an. Wie Heise berichtet, wird auch Sony BMG in Zukunft MP3-Dateien ohne Nutzergängelung (a.k.a. DRM) verkaufen.

Diese Entwicklung lässt mich zwei Fragen stellen.

  1. Wie lange werden nun die E-Book-Verkäufer und -Verleiher brauchen, um ebenfalls zu der Einsicht zu gelangen, dass man als Firma nie gewinnt, wenn man seinen Kunden generell misstraut und gegen sie arbeitet und entwickelt?
  2. Werden mir nun alle Wünsche binnen Tagesfrist erfüllt? Nur zur Sicherheit: Einmal Weltfrieden und kosmische Harmonie, bitte!

Prognose für 2008: Medienkonzerne werden verlieren

Andreas Göldi versucht sich in Prophezeiungen für das Jahr 2008. Unter anderem prognostiziert er, dass traditionelle Medienkonzerne zu den großen Verlierern gehören werden:

Sorry, aber weder die Musik-, noch die Film-, noch die Zeitungs-, noch die Fernsehbranche haben 2007 irgendeinen Hinweis darauf gegeben, dass sie digitale Medien verstehen und eine brauchbare Strategie für den Umgang mit diesem Phänomen haben.

Auch wenn er sie nicht erwähnt, trifft diese Feststellung auch auf die Verlagsbranche zu. Einzelne Verlage – bezeichnenderweise oft im Bereich der IT-Literatur – versuchen sich zwar in innovativen Marketing- und Vermarktungsstrategien, aber das uralte Thema E-Books wird immer noch künstlich am Durchbruch gehindert. Stichwort: DRM. Es ist wirklich erstaunlich, wie beratungsresistent die Branche in diesem Punkt ist. Es ist ebenso erstaunlich, wieviele Bibliotheken trotz der offensichtlichen Mängel diverser Projekte Verträge abschließen, die nur einem Teil ihrer Nutzerschaft überhaupt etwas bringen können.

Die Verlagsbranche scheint auch nicht aus den Fehlern der Musikbranche lernen zu wollen. Immerhin ist dort allmählich so etwas wie Einsicht zu vermuten. Wie der Kleinreport gestern berichtete, hat nämlich auch Warner Music inzwischen umdenken müssen und bietet nun DRM-freie MP3s via Amazon an. Heise stellt dazu fest: Unter den Major-Labels ist nun Sony BMG das einzige Unternehmen, das seine Musik ausschließlich per DRM geschützt vertreibt.

Vielleicht findet dort erst ein Umdenken statt, wenn BMG nicht mehr zu Bertelsmann gehört?

Google und die bleichen Bibliothekare

David Hesse schreibt in der ein kleines Artikelchen über Googles Digitalisierungen, bemüht ein paar wirklich abgegriffene Klischees (Hinterher eilen bleiche Bibliothekare…) und streift einige wenige Aspekte des Themas, die eigentlich eine genauere Betrachtung verdienen würden:

Warum sich Google die weltgrösste digitale Bibliothek zusammenscannt, weiss niemand so genau. Der Bücherverantwortliche im Londoner Google-Sitz findet die Frage müssig und schwärmt von der Demokratisierung des Weltwissens: «Wir sorgen dafür, dass Studenten in Afrika umsonst Bücher aus Lausanne lesen können», sagt er. Wie viel sich die Firma dies kosten lässt und was sie sich ertraglich davon verspricht, wird nicht verraten.

Da Google nicht eben das Rote Kreuz ist, erntet die Geheimniskrämerei viel Kritik. Wer garantiert dem Verschwörungstheoretiker, dass ihm nicht die Bücher des bestzahlenden Verlags zuerst serviert werden? Dass in China oder Russland nicht unliebsame Autoren herausgefiltert werden? Dass nicht Teile des Weltwissens gelöscht werden, wenn sie einem Gesetzgeber nicht mehr gefallen? Google hält sich an nationale Bücherverbote, so dass etwa in den USA eine Google-Buchsuche nach Hitlers «Mein Kampf» erfolglos bleibt.

Auch der letzte Satz des Artikels ist mehr als ein kurzes Nachdenken wert:

Während alle um die Wette scannen, interessiert sich die Leserschaft kaum für digitale Bibliotheken.

Divibib in Norwegen

Auch in Norwegen wird eifrig über DiViBib diskutiert. Thomas Brevik, Autor des norwegischen LibWorld-Beitrages, hat in seinem Blogg og bibliotek über Divibib geschrieben, deren prominenteste Dienstleistung hierzulande unter dem Namen Onleihe bekannt ist. Via Email hat er mir sein Posting zusammengefasst, woraus ich nun mit seiner Erlaubnis zitieren möchte:

The post is a response to some criticism I got from other librarians
in Norway for beeing to positive to DiViBib.

The Norwegian Library Bureau is starting a pilot project to introduce
DiViBib as the first e-book and e-content platform for public
libraries in Norway.

I argue that even with the severe problems that the DRM and lending
model represents, DiViBib is the first serious attempt at getting a
usable platform for dissemination of e-content into norwegian pujblic
libraries. And there is severe resistance to the whole “Lending of
digital files” concept among librarians, so I think that DiViBib may
be a good way to educate the “resisters” and just get some content out
there at all!

The other problem in Norway is the fundamental lack of e-books in
norwegian. The norwegian publishing industry has resisted publishing
e-books since the “great e-book flop” of 2001 and nothing has happened
since. Today the publishers are reluctant to get into any e-book model
in fear of loosing money, and most author organizations are reluctant
because they fear “filesharing” as a threat to their incomes.

I believe that with the increasing pressure against DRM the
possibility is that the DiViBib model will be changed over time, and
that since there is no realistic alternative in Norway, and that the
Library Bureau is the only entety that has any chance of persuading
the publishers to issue e-books in norwegian, I believe that DiViBib
is the best option at this time and that we should use it and try to
change it from the inside over time instead of resisting and have no
alternative.

DiViBib ist also nicht nur hierzulande sehr umstritten. Die Debatte, ob DRM akzeptabel ist oder nicht, wird in Norwegen aufgrund der bisher sehr schlechten Verfügbarkeit von E-Books in norwegischer Sprache etwas anders bewertet, zumindest von ihm. Dies kann wohl generell als Problem kleinerer Sprachgemeinschaften betrachtet werden. Dienstleistungen, die sprachbasiert sind, sind generell schwieriger zu realisieren, je kleiner die Sprachgemeinschaft ist.

Ein Unterschied ist auch, dass die Dienstleistung von einem zentralen Bibliotheksbüro, der Biblioteksentralen, eingeführt wurde, während hierzulande einzelne Bibliotheken als Pioniere agieren.

Thomas Brevik legt Wert darauf, dass die Email ausschließlich seine persönliche Meinung wiedergibt und meint abschließend:

I would be very interested in the responses.