Open-Access-Experiment mit edition sigma

Das Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS), das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) und der Verlag edition sigma werden in den nächsten drei Jahren drei unterschiedliche Vertriebswege untersuchen:

ITAS und TAB geben bei der edition sigma drei Buchreihen heraus, die ab sofort wie folgt zugänglich sind:

1. Die ITAS-Buchreihe „Gesellschaft – Technik – Umwelt“ (bis heute 12 Bände) wird zusätzlich zum normalen Buchvertrieb als kostenpflichtiges, aber preisreduziertes E-Book über das Internet angeboten: http://edition-sigma.zevep.com.
2. Die 29 Titel der TAB-Buchreihe „Studien des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag“ stehen als PDF zum Download über die Webseiten des ITAS (http://www.itas.fzk.de/deu/itaslit/reihe-tab.htm) und des TAB (http://tab-beim-bundestag.de/de/publikationen/buecher) zur Verfügung. Neuerscheinungen sind nach einer Karenzzeit von sechs Monaten ebenfalls vom Web des TAB und des ITAS abrufbar.
3. Die ITAS-Buchreihe „Global zukunftsfähige Entwicklung – Nachhaltigkeitsforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft“ (bis heute 14 Bände) wird unverändert nur als gedrucktes Buch über den Buchhandel vertrieben und stellt die Kontrollgruppe dieses Vergleichs dar (siehe http://www.itas.fzk.de/deu/itaslit/reihe-gze.htm).

Mehr Informationen in dieser Presseerklärung.

So wichtig solche Experimente auch sind, um Zweifel auszuräumen: Warum sind eigentlich nicht alle Schriften des TAB frei verfügbar?

Die FAZ versteht den Unterschied!

In der FAZ:

Wie viel für die Autoren auf dem Spiel steht, soll die Liste dokumentieren, die innerhalb eines Monats auf nun 1300 Namen gewachsen ist. Persönlichkeiten aus Kultur und Wissenschaft sind dabei, darunter Hans Magnus Enzensberger, Siegfried Lenz, Daniel Kehlmann, Sibylle Lewitscharoff und Brigitte Kronauer sowie andere, ja „nahezu alle Büchner-Preisträger der letzten Jahre“. Unterschrieben haben aber auch Übersetzer, Fotografen und Geistes- wie Naturwissenschaftler. Ein intellektuelles Pfund also. Und das trotz (oder vielleicht wegen?) des enormen Widerstandes, der sich seit der Veröffentlichung des „Heidelberger Appells“ auf den Seiten des Reußschen Instituts für Textkritik geregt hat.

Wieviel Sachkenntnis hinter solch klangvollen Namen steht, konnte man kürzlich eindrucksvoll in den Tagesthemen besichtigen. Aber wenn hier schon mit Unterschriftenzahlen angegeben wird, empfehle ich interessierten Journalisten einen Blick auf die Petition for guaranteed public access to publicly-funded research results. Dort finden sich zur Zeit 27648 Unterzeichner, die für Open Access eintreten. Ich habe keine Zeit, die ganze Liste durchzugehen, aber klangvolle Namen sind dort mit Sicherheit auch enthalten.

Immerhin sieht man auch bei der FAZ ein, dass das ungefragte Kopieren („Copy and Paste“) [sic!] von Internetinhalten und das willkürliche Einscannen ganzer Bücher, wie es Google bisher ungehindert vorantreibt, nichts mit Open Access zu tun hat.

Eigentlich geht es im Artikel um einen Brandbrief, den Roland Reuß an Bundeskanzlerin und Bundespräsident geschrieben hat. Leider konnte ich den Brief selbst nicht ausfindig machen. Ist er irgendwo veröffentlicht und mir bislang entgangen?

Auch enteignete Enteigner enteignen

Zeitungen spielen sich gerne als Hüter des Urheberrechts auf, das vom Internet ausgehöhlt werde. Die eigentliche Enteignung der Urheber findet aber in Zeitungen statt. Nach der Sache mit dem Hürlimann-Zitat habe ich noch ein bisschen bei Genios recherchiert. Genios ist eine Online-Datenbank, gegründet von FAZ und Handelsblatt, die unter anderem ein zahlungspflichtiges Archiv für die deutsche und internationale Tages- und Wochenpresse anbietet. Hier werden Artikel aus den Archiven der FAZ, Süddeutschen, Zeit, taz, Guardian etc. gegen Entgelt zum Lesen angeboten.

Artikel, an denen FAZ und Handelsblatt nicht immer die Nutzungsrechte innehaben. Weiteres erfährt man beim Perlentaucher.

Auch Marek Lieberberg weiß nicht, was Open Access bedeutet

Auch die Süddeutsche Zeitung schließt sich endlich dem Kreuzzug gegen Open Access an. In einem Artikel bringt Marek Lieberberg das Kunststück fertig, pflastersteinwerfende Deep-Purple-Anhänger in den 70ern mit Verfechtern des OA zu vergleichen. Die Verwechslung mit dem Google-Books-Programm ist ja inzwischen Alltag.

Die lückenlose Digitalisierung der Welt hat mit Googles jüngstem Coup, der Millionen Buchtitel online verfügbar macht, Literatur und Buchhandel mit demselben Virus infiziert, an dem die Musikindustrie zugrunde geht und der die Zeitungslandschaft bedroht. Diese Kapitulation wird von Anhängern der Open Access-Ideologie als Demokratisierung des Wissens bejubelt. In Wahrheit werden Rechte verschleudert, was Googles Allmacht weiter zementiert.

Herr Lieberberg, benutzen Sie doch bitte nur Begriffe, deren Bedeutung Sie kennen. Durch solch hanebüchenen Blödsinn verliert eine Zeitung insgesamt an Glaubwürdigkeit. Mehr zur journalistischen Ahnungslosigkeit und schlechten Recherche beim Thema Open Access gibt es hier.

Klage gegen Semesterapparate

Wie medinfo heute berichtet, klagen in den USA drei große Verlage, mit Hilfe des dortigen Börsenvereins AAP, gegen die Georgia State University,

weil dort die Professoren Kursmaterialien erstellen und an Studenten weitergeben, die zu 50% aus Kopien und Digitalisaten von urheberrechtlich geschützten Werken zusammengesetzt sind.

Hier kann man die Details in der Pressemeldung des AAP nachlesen.

Max-Planck-Gesellschaft kündigt Springer-Vertrag

Wie Heise Online heute meldet, hat die Max-Planck-Gesellschaft ihren Lizenzvertrag mit dem Springer-Verlag zum Jahresende gekündigt.

In einer Pressemitteilung der MPG heißt es:

“Springer ist von überhöhten Forderungen bis zum Schluss nicht abgerückt; deshalb hat die MPG den Vertrag gekündigt”, so Vizepräsident Kurt Mehlhorn. Durch Auswertung der Nutzungsstatistiken und Vergleiche mit anderen wichtigen Verlagen wurde deutlich, dass Springer für die angebotenen Zeitschriften etwa das Doppelte des Preises forderte, den die Max-Planck-Gesellschaft noch für vertretbar erachtet.

Ausschüttungen der VG-Wort für Buchautoren

Eric Steinhauer widmet sich dem Thema “Ausschüttungen der VG-Wort für Buchautoren”. Seine Empfehlung für eine möglichst lukrative Publikation:

Mehrbändige Werke im eigener ISBN und großzügiges Layout (lufitger Satz, leere Seiten zwischen einzelnen Abschnitten) werden mit Nachdruck (im doppelten Sinn des Wortes) empfohlen.

Nicht zu vergessen: Der angehende Erfolgsautor sollte drauf achten, dass sein Werk in in mindestens zwei regionalen Verbundsystemen mit mindestens 5 Standorten nachgewiesen ist.