AVOS kauft Delicious

Großartige Neuigkeiten für alle Delicious-User. Nach Jahren der konsequenten Vernachlässigung durch Yahoo hat nun AVOS entschieden, den Dienst zu kaufen. Und weiter zu entwickeln! Positiv stimmt, dass AVOS von den Youtube-Gründern Chad Hurley und Steven Chen geführt wird. Die sollten wissen, wie man einen Dienst entwickelt.

Wer bei Delicious seine korrekte E-Mail angegeben hat, wird bereits über das Procedere informiert sein.

Wer traut der Cloud?

Gartner hat Cloud Computing zu einer der Strategic Technologies for 2011 erklärt. In Wikipedia ist Cloud Computing folgendermaßen zusammengefasst:

Ein Teil der IT-Landschaft (in diesem Zusammenhang etwa Hardware wie Rechenzentrum, Datenspeicher sowie Software wie Mail- oder Kollaborationssoftware, Entwicklungsumgebungen, aber auch Spezialsoftware wie Customer-Relationship-Management (CRM) oder Business-Intelligence (BI)) wird durch den Anwender nicht mehr selbst betrieben oder bereitgestellt, sondern von einem oder mehreren Anbietern als Dienst gemietet. Die Anwendungen und Daten befinden sich dann nicht mehr auf dem lokalen Rechner oder im Firmenrechenzentrum, sondern in der (metaphorischen) Wolke (engl. „cloud“). Das Bild der Wolke wird in Netzwerkdiagrammen häufig zur Darstellung eines nicht näher spezifizierten Teils des Internet verwendet.

Es geht als darum, Ressourcen zu sparen. Klingt attraktiv, doch kann man der Cloud wirklich trauen? Zwei Fälle in der jüngsten Vergangenheit sollten mindestens misstrauisch machen.

Yahoo vs. Delicious.com

Yahoo will Delicious verkaufen. Zumindest nicht mehr schließen, wie es kurze Zeit hieß. Auch wenn sich die erste Aufregung schon wieder ein wenig gelegt hat, steht fest, dass Delicious und ähnliche, in der Cloud gelagerten Dienste nicht Teil einer kritischen Infrastruktur sein dürfen. Wenn die Linksammlung einer Bibliothek kurze Zeit ausfällt, bis sie zu einem anderen Dienst übertragen ist, wäre das nur ärgerlich. Es sind jedoch auch Szenarien denkbar, in denen ein Dienst wie Delicious eine für den Fortgang einer Bibliothek oder eines Forschungsprojekts wesentlichere Funktion einnimmt.

Wikileaks vs. Amazon

Man mag von den Cablegate-Veröffentlichungen halten, was man will. Fakt ist, dass bislang niemand für die Veröffentlichung der Depeschen verklagt oder gar verurteilt wurde. Dennoch hat sich Amazon, wo Wikileaks bislang in der EC2-Cloud gehostet wurde, dazu entschieden, Wikileaks auszusperren. Dies ist ein Vorgehen von nicht zu unterschätzender Relevanz. Wenn zum Beispiel eine Bibliothek ein Online-Archiv in der Cloud errichten möchte, kann sie es auf keinen Fall dem Cloud-Provider überlassen, welche Inhalte sie dort publizieren darf und welche nicht.

Wichtig: Risikoabschätzung

Das Thema “Cloud Computing” ist nicht nur ein Modethema, es ist jetzt schon Alltag. Man denke nur an Google Docs oder die Dropbox. Wenn Cloud-Dienste in Anspruch genommen werden sollen, ist es unbedingt notwendig, die möglichen Risiken abzuschätzen. Hilfreich kann dabei die Broschüre zum Cloud Computing Risk Assessment der European Network and Information Security Agency sein. Dort werden verschiedene Risikofaktoren unterteilt in drei Felder (Technical risks, policy and organizational risks und legal risks) identifiziert und erörtert. Auch der NYT-Artikel “Lost in the Cloud” von Jonathan Zittrain gibt Hinweise auf weitere mögliche Risiken zum Beispiel für den Datenschutz.

PS: Wer noch keine Dropbox hat und mir einen Gefallen tun möchte, kann sich über diesen Link dort anmelden. Durch die Anmeldung bekomme ich eine Prämie in Form von mehr Speicherplatz.

Delicious.com soll geschlossen werden

Techcrunch berichtet, dass Yahoo den beliebten Social-Bookmarking-Dienst Delicious.com schließen wird. Ein Verkauf oder die Veröffentlichung des Quelltextes scheint für Yahoo bislang keine Alternative zu sein. Wahrscheinlich wird die Delicious-Startseite daher bald ähnlich aussehen wie Geocities. Auch dies ein florierendes Projekt, dass von Yahoo gekauft, vergessen und schließlich geschlossen wurde.

Da zahlreiche Bibliotheken und Bibliothekswesen Delicious einsetzen, wird nun die Suche nach Alternativen beginnen. Einfach wird das nicht. Delicious hat verschiedene Features, die die Nutzung in verschiedenen Kontexten sehr komfortabel machen. Zum Beispiel für eine Materialsammlung zum Heidelberger Appell, die Quicklinks des FZ Jülich oder die virtuellen Bibliotheken der Bibliothek der FH Hannover.

Kurze, hoffentlich nützliche Linksammlung:

Ach ja: Es ist sicherlich empfehlenswert, die bestehende Delicious-Sammlung zu exportieren.

Welche Lektion kann man daraus ziehen? Ist die Cloud tot, bevor sie sich überhaupt richtig durchgesetzt hat? Für Bibliotheken sollte auf jeden Fall klar sein, dass man keinen Dienst einsetzen sollte, der keinen kompletten Datenexport erlaubt. Die in Delicious gespeicherten Bookmarks lassen sich sichern. Das persönliche Netzwerk ist dennoch weg, die Einbindung des Dienstes in Webseiten muss auch ersetzt werden. Idealerweise sollte daher auch stets eine Open-Source-Alternative bereit stehen, um den Dienst zur Not selbst anbieten zu können.

Eine weitere Lektion ist, dass man sich speziell auf Yahoo nicht verlassen sollte. Der Fall Geocities hätte eigentlich Warnung genug sein müssen. Nun Delicious, morgen vielleicht Yahoo Pipes oder Flickr?

"Freie Bibliothek digitaler Dokumente" bei Mr. Wong

Bislang war Mr. Wong ein Social-Bookmarking-Dienst. Dies hat sich mit dem heutigen Tag geändert. Mr. Wong erlaubt nun auch den Upload und die Veröffentlichung von Dokumenten, wie es in ähnlicher Form beispielsweise schon bei Scribd möglich ist.

Stöbere in tausenden spannenden Dokumenten oder “befreie” eigene Texte von deiner Festplatte und teile sie mit der Öffentlichkeit. Bei uns findet alles was auf euren Festplatten schlummert seinen Platz: Hausarbeiten, Präsentationen, Broschüren, Rezepte oder Kurzgeschichten. Gängige Dateiformate werden unterstützt und automatisch konvertiert, so dass deine Dokumente online und ohne weitere Plugins betrachtet werden können. Mithilfe der Creative Commons-Lizenzen legst du fest unter welchen Bedingungen deine Dokumente veröffentlicht werden. Natürlich können auch Unternehmen und Organisationen die neue Funktion für ihre Arbeit nutzen.

Der Bereich “Uni” enthält die Kategorien Diplomarbeiten/Thesis, Hausarbeiten, Veröffentlichungen/Paper, Referate/Präsentationen und Skripte/Materialien. So findet man dort zum Beispiel ein Vorlesungsskript “Informations- und Kommunikationsmanagement” oder einen Artikel über “Die Wissensgesellschaft und die Bildung des Subjekts”.

In einigen Fällen scheint das Verlagslayout übernommen worden sein. Eine Embed-Funktion gibt es noch nicht, das ist aber sicherlich nur eine Frage der Zeit.

Es gibt also wieder einen Konkurrenten mehr für Hochschulrepositorien. Dem kann von Seiten der Bibliotheken zwar viel entgegengesetzt werden: Seriösität der Publikationsumgebung, Einbindung in die Datenbanklandschaft, Aufnahme der Publikationen in Bibliothekskataloge. Auf dem meines Erachtens wichtigsten Feld, der Bequemlichkeit der Veröffentlichung, liegen die Angebote der Hochschulen jedoch immer noch meilenweit zurück.

Andere über den neuen Dienst von Mr. Wong:

Biblioblogistische Lesewolken / Bibliothekarischer Perlentaucher

Liane Haensch hat in der Diskussion über bibliothekarische Fachkommunikation überlegt, was man nun konkret machen könnte, um den bibliothekarischen Diskurs in Gang zu bringen:

Was könnte man noch tun?! Eventuell in bibliothekseigenen Intranets oder Wikis auf interessante Blogs bzw. Beiträge verlinken oder mal in Beratungen anbringen, was man Neues gelesen hat und eben auch wo.

In ihrem Blog Lesewolke ist sie nun damit beschäftigt, einen Teil ihrer Überlegungen in die Praxis umzusetzen. In der Kategorie “Gelesen in Biblioblogs” (natürlich auch als RSS-Feed abonnierbar) bietet Sie seit einigen Wochen eine Art persönlichen bibliothekarischen Perlentaucher. Im Posting zur 23. Kalenderwoche weist sie z.B. auf die Klicksafe-Leitfäden zur Privatsphäre in Sozialen Netzwerken (via Nachrichten für öffentliche Bibliotheken in NRW) oder Stefan Niggemeiers Überlegungen zum Leistungsschutzrecht hin.

Dass diese Art der Zusammenfassung ein nachhaltiger Weg zu einer lebendigeren und offeneren Fachkommunikation ist, glaube ich nicht. Es ist aber auf jeden Fall ein Versuch, etwas zu bewegen. Bis auf weiteres werde ich den entsprechenden Feed auf jeden Fall persönlich weiterempfehlen.

Eine Alternative, die ich immer noch für recht pfiffig halte, ist die sehr hemdsärmelige Umsetzung eines Posting-Empfehlungsdienstes/Overlay-Journals/Perlentauchers/Wasauchimmer über einen Social-Bookmarking-Dienst. Adrian Pohl schlug dies ebenfalls in der Diskussion vor. Ich hatte so etwas auch schon mal im als “global libnews” im Rahmen der LibWorld-Reihe vorgeschlagen. Alles, was wir bräuchten, wäre ein gemeinsames Tag, z.B. bibnews oder bibdisk oder so etwas. Und natürlich ein Kern von Freiwilligen, die eifrig partizipieren, ohne zu übertreiben und das neue Medium vollspammen.

Ich habe einen sehr grob gezimmerten Prototypen erstellt, natürlich nur als proof of concept. Wer einen Delicious-Account hat, kann einen Beitrag mit den Tags “bibnews” plus einem weiteren Tag versehen, dass dann für die Einordnung in die entsprechende Kategorie sorgt. Mögliche Kritikpunkte:

  • Spam. Wer die entsprechenden Tags verwendet, kann jeden Inhalt unterbringen. Dies kann man unterbinden, indem man nicht einfach nur die RSS-Feeds zu den entsprechenden Tags als Grundlage nimmt. Mögliche Lösung: Die JSON-Feeds lassen die Einschränkung auf das Netzwerk eines Delicious-Users zu. Man könnte also einen User anlegen, in dessen Netzwerk alle aufgenommen werden, die berechtigt sein sollen, Inhalte hinzuzufügen.
  • Die optische Gestaltung, klar.
  • Die inhaltliche Ausgestaltung der einzelnen Kategorien. Noch klarer.
  • to be continued…

Ob man nun Social-Bookmarking-Dienst wie Delicious für diesen Zweck nimmt, ist m.E. zweitrangig. Ein Nachteil ist, dass nicht innerhalb eines inhaltlichen Abschnitts zu verschiedenen Links zum Thema hinweisen kann. Auch Verweise auf Offline-Quellen sind nicht einfach zu realisieren.

Dies ist jetzt eine direkte Reaktion auf die Initiative der Lesewolke. Mein Vorschlag an die werte Leserschaft: Zerreißt meinen Prototypen in der Luft und denkt Euch was Besseres aus!

Bibliothek des FZ Jülich nutzt Delicious

Die Integration von Social-Bookmarking-Diensten in Bibliothekswebseiten schreitet voran. Neuestes Beispiel ist die Zentralbibliothek des FZ Jülich. Dort werden einerseits sogenannte Quicklinks in Delicious gesammelt und auf der Homepage eingebunden. Diese Links verweisen auf FZ-eigene Webseiten. Andererseits gibt es aber auch eine Sammlung externer Links, wie man z.B. auf dieser Infoseite zu Online-Wörterbüchern sehen kann.

Walt Crawford über Biblioblogs

Unter dem Titel “Shiny Toys or Useful Tools?” (PDF) veröffentlicht Walt Crawford (der auch das Vorwort zum LibWorld-Buch schrieb) eine detaillierte Analyse und Definition des Phänomens Biblioblogs (oder Liblogs, wie er es nennt). Er hat sich in seiner nur der englischsprachigen Blogs gewidmet. Er unterteilt in Liblogs, Academic Library Blogs und Public Library Blogs, durchaus kompatibel mit der in Libreas vorgeschlagenen Unterteilung von Blogs:

1. Individuen
1.1 Privatpersonen, die private Interessen kommunizieren, in eigener Sache und ohne institutionellen Auftrag
1.2 Personen, die in institutionellem Auftrag agieren, oft mit sehr engem thematischem Fokus oder einem speziellen Ziel (Kundenbindung, Öffentlichkeitsarbeit etc.)
2. Körperschaften
2.1 so genannte Corporate Blogs, die von Firmen betrieben werden
2.2 Blogs von nicht förmlich organisierten Personengruppen, oftmals Interessengruppen
2.3 Blogs von Verbänden, Vereinen und anderen nicht-kommerziell organisierten Körperschaften

Interessant sind seine Vermutungen über die Zukunft der bibliothekarischen Postings:

If anything, I’d expect fewer very short posts (and fewer linkblogs) and more slightly longer posts. Or, in a few cases, maybe much longer: I encountered a 7,800-word post on one highprofile liblog in January 2009, and that’s more words than a full quarter’s worth of posts for 251 of 404 currently-active blogs for which I could calculate post lengths in 2008.

Dies halte auch ich für wahrscheinlich; aus dem einfachen Grund, dass mehr und mehr Blogger auch Social-Bookmarking-Dienste wie Delicious & Co einsetzen. Seitenvorstellungen werden in Blogs in Zukunft vermutlich abnehmen und nur noch dann stattfinden, wenn es sich um besonders bemerkenswerte Seiten handelt. Ein einfaches “guckt mal, das hier gibt’s auch noch” ist in Bookmark-Feeds gut aufgehoben.

Web-2.0-Dienste als Ergänzung zu algorithmischen Suchmaschinen

Mit sozialen Suchdiensten – wie z.B. Yahoo Clever, Lycos iQ oder Mister Wong – ist eine Ergänzung zu den bisherigen Ansätzen in der Web-Suche entstanden. Während Google und Co. automatisch generierte Trefferlisten bieten, binden soziale Suchdienste die Anwender zur Generierung der Suchergebnisse in den Suchprozess ein.

Vor diesem Hintergrund wird in diesem Buch der Frage nachgegangen, inwieweit soziale Suchdienste mit traditionellen Suchmaschinen konkurrieren oder diese qualitativ ergänzen können. Der vorliegende Band beleuchtet die hier aufgeworfene Fragestellung aus verschiedenen Perspektiven, um auf die Bedeutung von sozialen Suchdiensten zu schließen.

Das Buch “Web-2.0-Dienste als Ergänzung zu algorithmischen Suchmaschinen”, das in einem Forschungsprojekt von Studierenden der HAW Hamburg, Department Information, und Lycos Research entstanden ist, gibt’s auch als kompletten Download.

[via Inetbib]