BASE: Weniger Quellen, höhere Volltextquote?

Klaus Graf kritisiert ein Interview von Richard Poynder mit Clifford Lynch  (PDF).

Poynder sagt, dass BASE keine Volltexte erfassen kann, wenn es keine Volltexte gibt. Nur ca. 60 % des Inhalts seien Volltexte. Poynder übersieht, dass BASE so gut wie keine Volltextsuche anbietet, das allermeiste sind OAI-PMH-Metadaten (auch von Volltexten). Dass BASE nicht nur Peer Review Beiträge bietet (Poynder denunziert die Suchmaschine, weil sie einen Blogpost von mir enthält) ist für mich absolut in Ordnung. Qualitäts-Fetischisten, die nur Peer Review Inhalte akzeptieren, können in der Geschichtswissenschaft schätzungsweise mehr als 99 % der Gesamtproduktion seit der Renaissance in die Tonne drücken. Retrodigitalisate und Dissertationen, die BASE erfreulicherweise nachweist, unterliegen/unterlagen keinem Peer Review.

Das soll eine Denunziation sein? Egal, kommen wir zum Inhaltlichen: Die Forderung nach Peer-Review-Kennzeichnung verkennt tatsächlich die Vielfalt der wissenschaftlichen Kulturen. Es ist gerade eine Stärke von BASE, auch Abschlussarbeiten etc. in großer Zahl nachzuweisen. Wo findet man sonst Bachelorarbeiten?

Poynders Kritik an der zu geringen Volltextquote in BASE teile ich allerdings, und das seit vielen Jahren. Etliche Quellen sollten einfach gestrichen werden. Was BASE vielleicht gut tun würde, ist ein radikaler Schnitt, wie ihn DOAJ gerade durchführt. Alle Quellen auf den Prüfstand. Alle anschreiben, ein Sigel ausschreiben. Kein kostenpflichtiges und sehr aufwändiges wie das DINI-Zertifikat. Eines, das deutlich weniger, aber sehr wichtige Kriterien abprüft. Als erstes: Gibt es ein OAI-Set, das nur OA-Volltexte enthält. Würde man diese dann zum “Kernbestand” des BASE-Index machen, hätte man tatsächlich eine OA-Suche, die zwar immer noch nur die Metadaten durchsucht und nicht die Volltexte, deren Treffer aber immerhin garantiert zum Volltext führen.

Es ist schon bezeichnend, dass die Facette “Open Access” nur noch 37 Mio Dokumente übrig lässt. Davon übrigens sehr viele aus Pubmed Central, DOAJ und CiteSeerX, Dubletten sind da wohl sehr wahrscheinlich. Beispielsuche in BASE nach The diploid genome sequence of an individual human: sieben Treffer für ein und denselben Artikel. Dubletten-Bereinigung ist nicht trivial, ist aber gerade bei Green OA ein sinnvolles Ziel. Das ist etwas, was Google Scholar deutlich besser macht. Dort gibt es nur einen Treffer – und 34 Orte, an denen man zum Text kommen soll.

BASE ist ein sehr gutes Werkzeug, das ich nahezu werktäglich einsetze. Aber es ist – und das ist keine Schande – tatsächlich noch Luft nach oben.

3sat-Beitrag zu Journal of Interrupted Studies und Science4Refugees

In einem guten – und dazu kurzen – 3sat-Beitrag wird das Journal of Interrupted Studies (JIS) und Science4Refugees vorgestellt. JIS ist ein schönes Projekt, kann aber m.E. den eigenen Anspruch, akademische Sichtbarkeit für geflohene WissenschaftlerInnen zu schaffen, nicht einlösen. Ein Open-Access-Journal würde sowohl die WissenschaftlerInnen stärker exponieren, aber auch der wissenschaftlichen Community ermöglichen, von den Publikationen zu profitieren. Bislang ist JIS in der ZDB nicht nachgewiesen. Per DOAJ wären die Artikel aber inzwischen sicherlich in zahlreichen Bibliothekskatalogen und Discoverysystemen gelandet.

Werden Open-Access-Publikationen in Patenten zitiert?

Werden Open-Access-Publikationen in Patenten zitiert? Ja. Aber ich würde gerne herausfinden, wie hoch der Open-Access-Anteil der in Patenten zitierten Literatur tatsächlich ist. Und ob und wie stark er steigt. Ich habe keine Veröffentlichungen gefunden, die sich dieser Thematik annehmen. Und auch keine geeigneten Daten oder Suchinstrumente. Eventuell könnte PatBase dafür in Frage kommen? Zumindest wird dies hier angedeutet.

Die OECD-Daten sind zu alt, das NBER Patent Citation Data File sowieso. Kann mir jemand weiterhelfen?

Corbyns Open Knowledge Library

We will create a free-to-use on-line hub of learning resources for the National Education Ser-
vice. The Open Knowledge Library will be the digital repository of lessons, lectures, curricula
and student work from Britain’s nurseries, schools, colleges and universities. We will require
the findings of all state-funded research to be made available without charge to the general
public through this learning portal. In collaboration with the teachers’ unions and the NUS,
the Open Knowledge Library will host virtual meeting places for educational professionals and
students to share experiences, disseminate ideas and form collaborations.

Der Canary verlinkt das Digital Manifesto von Jeremy Corbyn, aus dem diese Passage stammt. Es ist unter folgender URL zu finden:

https://d3n8a8pro7vhmx.cloudfront.net/corbynstays/pages/329/attachments/original/1472552058/Digital_Democracy.pdf?1472552058

Angedacht ist ein Repository für wissenschaftliche Publikationen und OER. Weitere Infos auch im Guardian.

Erträglicher Artikel zu Open Access in der FAZ

In der FAZ ist ein Artikel von Bettina Wolff über Open Access zu finden, der deutlich über dem Niveau der sonstigen dort erscheinenden Artikel zu diesem Thema liegt. Was zwar nicht viel bedeuten muss; doch immerhin werden hier verschiedene Facetten des Themas beleuchtet. Einen Absatz möchte ich aber herausgreifen.

In der Praxis gibt es auch Zweifel am Modell des freien Zugangs. „Über Datenbanken kommt man bei der Recherche manchmal auf Open-Access-Artikel, aber in der Regel ist man dann skeptisch“, sagt Marcus Maurer, Professor am Institut für Publizistik der Universität Mainz. Es gebe nämlich einen völlig unübersichtlichen grauen Markt für Open-Access-Journals. Maurer war selbst schon einmal Peer Reviewer für die Open-Access-Zeitschrift „Plos One“ der Public Library of Science. Die ist für ihn aber auch die einzige Open-Access-Zeitschrift, die die Qualitätsstandards erfülle.

Ich gehe davon aus, dass das ein wenig aus dem Zusammenhang gerissen ist. Sollte dies wirklich genau in dieser Form gesagt worden sein, zeugt das nicht unbedingt von großer Kenntnis des Open-Access-Zeitschriftenmarkts. Im nächsten Absatz wird übrigens erklärt, dass OA-Artikel häufiger zitiert werden. Maurers Skepsis scheinen ziemlich viele WissenschaftlerInnen nicht zu teilen.

Eine Kollegin, die mich auf den Artikel aufmerksam gemacht hat, prophezeit übrigens, dass darauf mit hoher Wahrscheinlichkeit die üblichen Anti-OA-FAZiaden folgen werden. Ich würde nicht dagegen setzen.

2016 kein Repository-Ranking von @OARR_org

due to limited resources OARR is taking a break in 2016. Glad to see your interest, we will be back next year!

Dies twitterte @OARR_org gerade. Das Ranking als solches ist vielleicht nicht unverzichtbar. Ob man auf Platz 7 oder 27 liegt, ist höchstens für die Öffentlichkeitsarbeit interessant. Und dafür hatte ich auch – mit Blick auf die Open Access Week – nach einem Repository-Update gefragt.

Externe Evalutation ist jedoch auf jeden Fall sinnvoll. Als Repository-Manager kann ein fremdes Paar Augen entscheidende Hinweise auf Stärken und vor allem Schwächen einer Dienstleistung liefern. Und auf diesem Weg war das OARR schon hilfreich.

Natürlich gilt es, die fremden Maßstäbe im Einzelfall auf ihren Sinn zu prüfen. Ein Beispiel aus OARR.org: “Citation guidelineswerden eingefordert, aber aus Gesprächen mit vielen Nutzern – sowohl LeserInnen als auch AutorInnen – des von mir betreuten OA-Servers (SerWisS, der Server für Wissenschaftliche Schriften der Hochschule Hannover) scheint mir hier kein Handlungsbedarf zu sein. Wichtiger ist die Möglichkeit, die bibliographischen Angaben zur Publikation komfortabel in ein Literaturverwaltungsprogramm übernehmen zu können. Die Wahrscheinlichkeit, direkt den gewünschten Zitierstil in genau dem in diesem Moment von dieser Person gewünschten Zitierstildialekt zu liefern, ist doch recht gering. Man könnte zwar Export mit allen CSL-Stilen  integrieren, aber die Usability lässt in den Webseiten, in denen ich das bisher sah, auch ein bißchen zu wünschen übrig.

Eine Evaluation nach zu einem sehr großen Teil sinnvollen Kriterien liefert übrigens auch das DINI-Zertifikat, dass SerWisS, der Server für Wissenschaftliche Schriften der Hochschule Hannover, gerade erhalten hat. Vielen Dank an dieser Stelle an die Gutachterinnen und das wirklich tolle Repositorien-Team des BSZ!

Ach ja: Ohne ein 2016er-Ranking wird es leider in Zukunft auch nicht möglich sein, kontinuierliche Entwicklungen in der Repository-Landschaft anhand von OARR_org nachzuverfolgen.

OJS 3.0 erscheint am 31. August 2016

Das nach eigenen Angaben bedeutendste Update des Open Journal Systems (OJS) seit 2005 wird am 31. August veröffentlicht: OJS 3.0.

It incorporates a decade of feedback from our users on the community forum, through usability testing, and through thousands of conversations, feature requests, and helpful critiques. With OJS 3, you will find many new features and ways of organizing your workflow.

Aus dem OJS-Blog. Einige größere Änderungen sind hier zusammengefasst.

PLoS-Artikel endlich(!) in DOAJ

Aus dem DOAJ-Blog:

Finally, after saying: “It’s coming” for almost a year, DOAJ has added the entire PLoS catalogue to DOAJ. A total of 182,500 articles were added and the harvester is set to go out and collect new articles at 5.30am every morning. The harvester collects the metadata from Europe PMC.

Hier geht’s zum erwähnten PLoS-Katalog im DOAJ. Und von da aus dann in den Findex (via GBV-DOAJ?) und von dort bald in unseren VuFind-Katalog.

Sabine Stummeyer: Open Educational Resources (OER). Aktuelle Entwicklungen und neue Herausforderungen für Bibliotheken im Zusammenhang mit dem Zugang von Flüchtlingen an deutsche Hochschulen

“Open Educational Resources (OER). Aktuelle Entwicklungen und neue Herausforderungen für Bibliotheken im Zusammenhang mit dem Zugang von Flüchtlingen an deutsche Hochschulen.” von Sabine Stummeyer.

Open Educational Resources (OER) sind offen lizensierte und frei zugängliche Lehr- und Lernmaterialien, deren Inhalte übernommen, angepasst und unter der gleichen Lizenz weiter verbreitet werden dürfen. Sie stellen einen wichtigen Beitrag zum lebenslangen Lernen dar. In Zusammenhang mit dem wechselnden Rollenverständnis von Wissenschaftlichen Bibliotheken hin zu einem Lernort, gewinnen OER zunehmend an Bedeutung. Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Nutzung und dem Umgang von OER in Wissenschaftlichen Bibliotheken. Dargestellt an ausgewählten Beispielen im Zusammenhang mit dem Studium von Flüchtlingen an der KIRON- Universität und deren Zugang zu deutschen Hochschulen. Abschließend gibt diese Arbeit einen Ausblick auf Bereiche, aus denen Bibliotheken zukünftige Dienstleistungen für Ihre Trägereinrichtungen im Bereich der OER entwickeln können. Die Arbeit basiert auf einer Prüfungsleistung vom 14.02.2016 in der Lehrveranstaltung „Aktuelle Entwicklungen im Informationsmanagement“ unter Frau Dr. Ina Blümel.

Hier geht’s zum Volltext, auch via URN, die zur Veröffentlichung des Postings eigentlich schon freigeschaltet sein sollte. Die Publikation ist Band 3 der Schriftenreihe Digitale Bibliothek – Offene Wissenschaft von Ina Blümel und Christian Wartena.

Über die Kiron-Universität gab es übrigens im Herbst einen ganz netten Artikel auf Zeit Online.