(Auch in Österreich:) Permalinks für Katalogisate

Der Österreichische Bibliothekenverbund (OBV) bietet ab sofort eine neue Suchoberfläche an.

Positiv: Verschiedene Social-Bookmarking-Dienste sind integriert.
Negativ: Naja, so richtig integriert sind sie eigentlich doch nicht.

Ich habe versucht, Titel in Delicious zu übernehmen (vorübergehend verfügbar unter dem Tag OBV-Test, ich lösche sie aber sicherlich irgendwann wieder). Wenn mir die Funktion angeboten wird, einen Titel in Delicious zu speichern, gehe ich davon aus, dass sich die Anbieter vorher angesehen haben, wie entsprechende Metadaten zu übergeben sind. Dies war hier offensichtlich nicht der Fall.

Speichert man einen Titel, lautet der Seitentitel im Normalfall “OBV Suche”. Weitere Angaben werden nicht übergeben. Speichert man also 30 Titel, wird man sie anschließend nicht auseinanderhalten können, ohne sie einzeln anzuklicken.

Ähnlich untauglich ist der Link, der an Delicious übergeben wird. Ich habe zwei Titel gebookmarked. Klickt man sie an, wird man feststellen, dass man beim gleichen Katalogisat landet. Gespeichert wird nämlich nicht ein präziser und permanenter Link, sondern die Suchanfrage. Die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Delicious-User sowohl den selben Titel als auch den selben Suchweg speichern, tendiert bei Literatur abseits von Harry Potter & Co vermutlich gen Null. Die sozialen Funktionen von Delicious werden somit raffiniert umgangen.

Man kann es nicht oft genug wiederholen:

  1. Katalogisate brauchen Permalinks!
  2. Katalogisate brauchen Permalinks!
  3. Katalogisate brauchen Permalinks!

Bei Uraltkatalogen habe ich ja noch begrenztes Verständnis dafür, dass sie sich nicht ohne weiteres nachrüsten lassen. Bei einer Oberfläche, die vom Anbieter angepriesen wird für ihre Library 2.0 und Social Computing Eigenschaften, kann ich es aber nicht aufbringen.

PaperC im KUG

Kürzlich traf ich mich mit Martin Fenner, Lambert Heller, Felix Hofmann und Martin Fröhlich (beide PaperC), um über dieses und jenes zu schnacken. Dabei kam auch der Vorschlag auf, eine API für Bibliothekskataloge einzurichten. Unabhängig davon wurde eine API auch von Oliver Flimm vorgeschlagen.

Die Antwort auf diesen Vorschlag:

Umgesetzt! Unsere API ist fertig, bald mehr dazu im PaperC Blog. Entwickler sind willkommen.

Im Blog finde ich zwar noch nichts, dafür hat sich Oliver Flimm aber schon ans Werk gemacht und PaperC in den KUG eingebunden. Das Ergebnis kann man sich u.a. bei diesem Prachtstück der Kataloganreicherung durch APIs ansehen.

Frage am Rande: Warum heißt es eigentlich “eine” API? “Die” Schnittstelle? Oder nicht doch eher “das” Interface? Lesen zufällig Linguisten mit?

EKIs schon aktiv?

Während einer Bastelstunde an einem mobilen Katalog für Hannover (Achtung: funktioniert absolut noch nicht so, wie es mal sein soll. Mehr darüber bei Jakob Voss, von dem ich das Skript auch übernahm.) stöberte ich mal wieder ein wenig in den Katalogisaten im GVK.

Langer Rede, kurzer Sinn: Es gibt nicht nur ein paar Beispiel-EKIs (Erstkatalogisierungs-IDs) wie z.B. diese hier. Eine schnelle Recherche ergab:

Suche nach Treffermenge
eki gbv? 6.019.523
eki dnb? 402.497
eki bvb? 29.030
eki bsz? 21.727

Ich konnte bislang allerdings nur im GVK nach EKIs suchen. Beim Stand der Umsetzung in Sachen EKI hat sich also leider noch nichts wesentliches getan.

Flickr und Open Library verlinken

Adrian Pohl beschreibt in seinem Blog Übertext, wie man Katalogisate in der Open Library mit Bildern in Flickr verknüpfen kann. Konkret wurde ein “machine tag” auf Flickr angelegt, der dieses Bild mit diesem Katalogisat verbindet. Einstweilen nur in eine Richtung. Aber:

Ist es nicht schön, was man alles Tolles machen kann, wenn man nur eindeutige IDs und darauf aufbauende stabile URLs hat…

Sag ich doch.

Permalinks für Katalogisate

In der Mailingliste NGC4LIB wird gerade eifrig darüber gestritten, in welcher Form Kataloge im Netz präsent sein sollten. Ausgangspunkt war eine Diskussion über das Semantic Web, aber schnell ist die Debatte zum Kernpunkt gekommen: Bislang sind Bibliotheken nicht einmal im “normalen” Web angekommen.

Tim Spalding fasst das Problem folgendermaßen zusammen:

1. Vendors don’t make linkable systems, mostly because libraries don’t
force them to.
2. OCLC maintains that libraries should stay off the web, and rely on
WorldCat to serve as their front-end to the world.

The result:

1. Libraries are almost NEVER in search results.
2. WorldCat is seldom visited. For example, WorldCat has HALF the
traffic of LibraryThing. It even has less traffic than Dogster.com,
the social network for people who REALLY love their dogs.

Spalding ist uneingeschränkt zuzustimmen. Man bedenke: OPAC steht für Online Public Access Catalogue. Der Gedanke war also ursprünglich, den Katalog online für den öffentlichen Zugang zur Verfügung zu stellen. Der Katalog an sich ist auch öffentlich zugänglich. Nun ist es an der Zeit, auch die Katalogisate öffentlich zugänglich zu machen. Was brauchen wir dazu? Suchmaschinentaugliche Permalinks auf Katalogisate.

Einen ersten Schritt in diese Richtung hat die VZG getan, als sie kürzlich sogenannte Zitierlinks in den GVK einbanden.

Beispiel: http://gso.gbv.de/xslt/DB=2.1/PPNSET?PPN=595545807

Dabei gibt es jedoch (abgesehen von der Benennung der Funktion, hinter der ich eigentlich eher die bibliographischen Daten in maschinenlesbarer Form vermutet hätte) zwei Probleme.

  1. PPNs sind nicht dauerhaft, sie können sich ändern oder gelöscht werden. Dann ändert sich auch der Zitierlink, was ihn insgesamt untauglich macht. Denn: Cool URIs don’t change. Vielleicht wäre es sinnvoll, eine übergreifende ID wie die Erstkatalogisierungs-ID (EKI) für diesen Zweck einzusetzen.
  2. Der Link entspricht nicht dem, was man sieht, wenn man aus einer Recherche dorthin gelangt. Das heißt, man muss den Zitier-Link extra anklicken. Dies problematisch z.B. beim Einsatz von Bookmarkingplugins. Ist die Session beendet, ist zum Beispiel dieser Link hier nicht mehr gültig.

Ändern könnte man dies, indem man das Vorgehen der OpenLibrary übernimmt. Sucht man dort nach “The Mahabharata” von Jean-Claude Carrière, findet man unter anderem folgenden Titel:

http://openlibrary.org/b/OL9587696M/The_Mahabharata

Dieser Link besteht aus dem Basis-Link für die OpenLibrary + alphanumerische ID + Titelstichwort. Der Titel ist für die Funktion des Links irrelevant. Ruft man die selbe ID mit einem anderen Titel auf, kommt man trotzdem zum gewünschten Titel:
http://openlibrary.org/b/OL9587696M/Harry_Potter_and_the_catalogue_of_death

Bestimmt sind auch andere technische Umsetzungen denkbar. Wichtig ist nur, dass durch dieses nur scheinbar unwichtige Detail unsere Kataloge endlich im Web ankommen. Überlegungen zur Umsetzung bestehen, jetzt kommt es darauf an, sie so schnell wie möglich umzusetzen.

Hahn, Schulze: Katalogerweiterungen, Mashups und Elemente der "Bibliothek 2.0" in der Praxis

Im aktuellen Bibliotheksdienst (43 (2009), H. 1, S. 20-38), beschreiben Ulrich Hahn und Matthias Schulze, wie der Katalog der UB der Helmut-Schmidt-Universität mit allerlei Nützlichkeiten aufgebohrt wurde. Zuerst wären da:

Im Artikel wird gut deutlich, mit welch geringem Aufwand sich ein Mehrwert für Biblioteksnutzer schaffen lässt. Aber, ohne jemandem die Geschäftsgrundlage zu mißgönnen: Für Lagepläne im OPAC braucht man meines Erachtens keine Firma engagieren. Die Integration von verlinkten Standorten funktioniert zumindest in PICA-OPACs, wie man im Katalog der TUB HH sehen kann. Und wie man mit einfachen (und kostenlosen) Mittel Lagepläne erstellt, beschreibt Tobias Zeumer.

Auch bei Bibtip handelt es sich um eine kommerzielle Dienstleistung, die, obwohl es sich um ein DFG-Projekt zur dauerhaften Verbesserung der Informationsinfrastruktur wissenschaftlicher Bibliotheken in Deutschland. handelt, entgegen einer DFG-Empfehlung (PDF) nicht im Quelltext verfügbar ist.

Mit meinen Einwänden möchte ich diesen Dienste auf keinen Fall die Praxistauglichkeit absprechen.

Im Artikel geht’s weiter mit der Einbindung von Daten und Coverbildern über die API der Google-Buchsuche. Dies wird zu Recht als “klassisches Mashup” bezeichnet. Für die Zukunft werden unter anderem zusätzliche Erweiterungen des Katalogs und der Einsatz von Videocasts versprochen. Dem Schlußsatz kann ich mich nur anschließen: “Wir denken aber, dass unser Katalog durchaus ein klein wenig besser geworden ist.”

Rezensionen im Katalog via SeeAlso

Carsten Schulze beschreibt in seinem Blog, wie man Rezensionen via SeeAlso in den Bibliothekskatalog einbinden könnte. Er hat eine Beispielimplementation für H-Soz-u-Kult gebastelt, da deren Betreiber dankenswerterweise eine XML-Schnittstelle bereitstellt.

Alles weitere – inklusive Diskussion über weitere Schritte – findet sich in Carstens Blog.

Librarything 1986

Haferklee hat ein sehr schönes Fundstück zu Sinn und Nutzen der computergestützten Organisation der privaten Buchsammlung ausfindig gemacht:

Die Nützlichkeit des Computers sollte man nicht überschätzen. Im Haushalt fallen recht wenige Tätigkeiten an, die sich elektronisch bewältigen lassen. Sicher, man kann mit dem Heimcomputer Dateien anlegen, beispielsweise … ein Verzeichnis aller Bücher, die man besitzt. Fraglich bleibt jedoch, ob die Katalogisierung mit dem Computer wirklich einfacher und schneller geht, als mit dem üblichen Zettelkasten.

Aus dem Bericht der Stiftung Warentest über „Heimcomputer“, Test 1 (1986). Findet sich ein Freiwilliger, der handgestoppt misst, ob man 100 Bücher schneller in Librarything oder in den Zettelkasten bekommt?

Verbesserungsvorschläge für Librarything

Tim Spalding fragte nach Verbesserungsvorschlägen für Librarything, und die bekam er.

Unter den Vorschlägen waren unter anderem folgende:

  1. Let us mark which books are our favourite.
  2. Some ingenious way to link books to books about them. If I’m looking at a novel, I want to know how to find the best criticism of that novel or author.
  3. Add the European Library as a source. Anscheinend in dieser Punkt schon in Arbeit.

Ein Blick auf die Vorschläge lohnt sich, nicht nur für Katalogentwickler.