Neuer Biblioblog: Ethik von unten

Peter Mayr behagte der “Code of Ethics” nicht. Nun hat er das Blog Ethik von unten ins Leben gerufen, dass eine Diskussion von unten anstossen möchte:

Neben Beiträgen zur deutschen Situation soll versucht werden über den Tellerrand in andere Länder und Berufsgruppen zu schauen und vielleicht dort Anregungen zu bekommen.
Natürlich sind Gastautorinnen und -autoren immer gerne gesehen um ein möglichst breites Spektrum von Meinungen und Thesen abzubilden.
Fallbeispiele aus der konkreten bibliothekarischen Praxis sollen die Möglichkeit geben die – teils doch sehr abgehobenen – Prinzipien die in Berufsethiken dargelegt werden herunterzubrechen auf den Alltag in dem wir uns befinden.

Der erste Blick über den Tellerrand wandert nach Österreich. Dort hat der VÖB VÖBB eine Arbeitsgruppe gegründet, die über ihr Tun bloggt.

Kölner Killerbibliothekare

Der Standard berichtet von bibliothekarischer Randale in Österreich. Der runde Fisch zeichnet die klassische Laufbahn präzise nach:

Es fängt ja oft schon in der frühen Kindheit an. Bilderbücher, TKKG oder irgendwas vom Brezina. Irgendwann kommt dann das erste Abo für die Spatzenpost und der Beitritt zu einem Buchklub. Als Elternteil bekommt man das oft nicht mit, wenn das Kind schleichend in einen Lesezirkel abdriftet. Dann ist es oft schon zu spät und eine “Karriere” in der Bibliothekaren-Szene scheint vorprogrammiert. Und irgendwann “kracht” es dann, wie hier in Hermagor…

Es werden auch Ausstiegsprogramme für gewaltbereite Bibliothekare ersonnen.

(Auch in Österreich:) Permalinks für Katalogisate

Der Österreichische Bibliothekenverbund (OBV) bietet ab sofort eine neue Suchoberfläche an.

Positiv: Verschiedene Social-Bookmarking-Dienste sind integriert.
Negativ: Naja, so richtig integriert sind sie eigentlich doch nicht.

Ich habe versucht, Titel in Delicious zu übernehmen (vorübergehend verfügbar unter dem Tag OBV-Test, ich lösche sie aber sicherlich irgendwann wieder). Wenn mir die Funktion angeboten wird, einen Titel in Delicious zu speichern, gehe ich davon aus, dass sich die Anbieter vorher angesehen haben, wie entsprechende Metadaten zu übergeben sind. Dies war hier offensichtlich nicht der Fall.

Speichert man einen Titel, lautet der Seitentitel im Normalfall “OBV Suche”. Weitere Angaben werden nicht übergeben. Speichert man also 30 Titel, wird man sie anschließend nicht auseinanderhalten können, ohne sie einzeln anzuklicken.

Ähnlich untauglich ist der Link, der an Delicious übergeben wird. Ich habe zwei Titel gebookmarked. Klickt man sie an, wird man feststellen, dass man beim gleichen Katalogisat landet. Gespeichert wird nämlich nicht ein präziser und permanenter Link, sondern die Suchanfrage. Die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Delicious-User sowohl den selben Titel als auch den selben Suchweg speichern, tendiert bei Literatur abseits von Harry Potter & Co vermutlich gen Null. Die sozialen Funktionen von Delicious werden somit raffiniert umgangen.

Man kann es nicht oft genug wiederholen:

  1. Katalogisate brauchen Permalinks!
  2. Katalogisate brauchen Permalinks!
  3. Katalogisate brauchen Permalinks!

Bei Uraltkatalogen habe ich ja noch begrenztes Verständnis dafür, dass sie sich nicht ohne weiteres nachrüsten lassen. Bei einer Oberfläche, die vom Anbieter angepriesen wird für ihre Library 2.0 und Social Computing Eigenschaften, kann ich es aber nicht aufbringen.

Schnitzler-Bibliothek an ÖNB

Wie orf.at berichtet gehen die 8.00 Bände aus der Bibliothek von Arthur Schnitzler an die Österreichische Nationalbibliothek.

1940 war die Bibliothek des 1931 verstorbenen jüdischen Schriftstellers durch die Gestapo beschlagnahmt und – wie es in einem Schreiben der Gestapo heißt – “der Nationalbibliothek zur weiteren Verwertung überlassen” worden.

Im Jahr 1946 habe der Schauspieler und Regisseur Heinrich Schnitzler seine Rückstellungsforderung an die ÖNB gerichtet.

Nun hat sein Sohn Heinrich Schnitzler testamentarisch verfügt die Bücher wieder in die ÖNB zurückzuführen.

Zentrum für die Erforschung des Buch- und Schrifterbes

Heute wird in der Grazer Universität das Zentrum für die Erforschung des Buch- und Schrifterbes, kurz ZEBS, eröffnet. Das Zentrum wurde im Januar diesen Jahrs als fakultätsübergreifende Forschungsstätte eingerichtet.

Es setzt sich aus den historisch gewachsenen Beständen der Sondersammlungen der Universitätsbibliothek, der Restaurierung, der Digitalisierung sowie dem Forschungszentrum Vestigia zusammen. Forschungsobjekte sind: Manuskripte, Frühdrucke, Inkunabeln, Urkunden, Autographen, Pläne, Karten und Topographica, Nachlässe, sonstige Rara. Ziel ist es, dieses historische Schrifttum und diese Druckerzeugnisse zu erhalten, sie bekanntzumachen, sie leicht d.h. über elektronische Medien zugänglich zu machen und sie wissenschaftlich zu erschließen.

Mehr Informationen im Österreich Journal.

[via vöb-blog]

Textfeld – Freiheit für Österreichs Studienarbeiten

Open Access auch für Studienarbeiten ist der simple Gedanke, der hinter einem Projekt namens Textfeld steht. In der Selbstbeschreibung ist zu lesen:

Aus der einfachen Idee, Studienarbeiten für alle im Internet zugänglich zu machen, entwickelte sich der Anspruch, österreichweit und fächerübergreifend Wissen zu vernetzen, sowohl von Studierenden als auch von erfahrenen ForscherInnen erarbeitet. Vor allem für JungforscherInnen will textfeld eine Plattform bieten, auf der sie erste Publikationserfahrungen machen können. Wir sind auch der Auffassung, dass die erweiterte Möglichkeit zur Publikation ein zusätzlicher Ansporn ist, qualitativ hochwertige Recherche- und Forschungsarbeit zu leisten. Weiters sehen wir im öffentlichen Diskutieren von Forschungsergebnissen (“Public Peer Review”) eine Alternative zum bisherigen System der etablierten Fachzeitschriften. Mittelfristig ist es unser Ziel, den technischen Rahmen für diese neuen Strukturen zu bieten.

Auf diese Weise erhält eine Arbeit z.B. über den “die demokratischen Potentiale von Wegblogs” mit momentan fast 300 Downloads doch eine beachtliche Aufmerksamkeit, die ihr ohne Textfeld wohl nicht zuteil geworden wäre.