Was zahlen niederländische Universitäten an wissenschaftliche Verlage?

Christian Gutknecht arbeitet seit einiger Zeit mit großer Beharrlichkeit an der Offenlegung der Zahlungen von wissenschaftlichen Einrichtungen in der Schweiz an wissenschaftliche Verlage, wie zum Beispiel von der Universität Zürich. In den Niederlanden versuchen nun der Student Amos Keestra und der sich im Ruhestand befindliche Bibliothekar Leo Waaijers (u.a. Quality Open Access Market) über eine Art Informationsfreiheitsanfrage (“wob-verzoek“) in Erfahrung zu bringen, was die Einrichtungen an die Verlage bezahlen.

Ich hoffe, diese Informationen aus einem Volkskrant-Artikel sind korrekt wiedergegeben. Über Korrekturen und wichtige fehlende Informationen in den Kommentaren würde ich mich sehr freuen.

[via jeroenbosman]

EU-Kommission will 100% Open-Access bis 2020

Große Neuigkeiten auf europäischer Ebene! Um das nicht alles noch einmal in anderen Worten umschreiben zu müssen, verweise ich einfach mal auf unser Bibliotheksblog: Europäische Kommission: 100 % Open Access bis 2020. Der Text ist übrigens unter CC BY 4.0 nachnutzbar, über einen Link auf unser Blog als Quelle freuen wir uns natürlich.

Weitere Infos und Meinungen zum Thema:

Niederländische Open-Access-Vereinbarung mit Springer

Die Vereniging van Universiteiten (VSNU) der Niederlande hat eine Open-Access-Vereinbarung mit Springer getroffen. Die Verhandlungen mit Elsevier wurden kürzlich erst als gescheitert beendet. Auszug aus der Pressemitteilung der VSNU:

Agreements on subscription fees are made for all the Dutch universities with the individual scientific journal publishers, as part of the so-called ‘Big Deal’ negotiations. The universities are only prepared to renew the agreements on subscriptions if the publishers take steps towards open access. Several publishers are hesitant to take these steps, given the drastic changes in their revenue model this transition would cause. Yet the negotiations with Springer prove that these steps can be taken.

In der dazugehörigen Springer-Pressemitteilung wird erwähnt, dass derzeit ähnliche Verhandlungen mit der Max Planck Digital Library geführt werden.

Rijksmuseum profitiert von Public-Domain-Politik

In der Studie “Democratising the Rijksmuseum : Why did the Rijksmuseum make available their highest quality material without restrictions, and what are the results?” (PDF) beschreibt Joris Pekel (Europeana), was die Vorteile der Public-Domain-Politik aus Sicht des Rijksmuseums sind.

This case study of the Rijksmuseum shows that an institution can benefit greatly by making its digitised collection openly available to the public and in applying the correct rights label to their material. It also shows that these decisions are not made overnight. The Rijksmuseum had to carefully discuss the different steps that have led to making all of the high resolution images available for everyone. They have made sure that they only publish material that is 100% out of copyright and communicate this extensively to the public. What greatly benefited the museum is that other people started making new creative works with the material and therefore promoting the museum on a larger scale than they had ever been able to do themselves.
Releasing the material has resulted in an incredible amount of goodwill from the public and creative industries. Combined with the enormous exposure, reputational benefits and the ability to enter more cost-effective sponsor programs greatly outweighed the reduced images sales for the museum. Employees of the Rijksmuseum concluded during the interview that they are extremely satisfied with the result of their move towards opening up their collection to the public. The process has been exciting and to some extent a bit frightening for them, but when asked if they would do it again they replied: ’Yes, but a lot faster’

Hervorhebungen von mir.

Im Text werden auch natürlich vorhandene und ernstzunehmende Hürden angesprochen.

Muziekbibliotheek des MCO Hilversum droht Schließung

Seit 85 Jahren sammelt die Muziekbibliotheek des MCO Hilversum Aufführungsmaterialien des niederländischen öffentlichen Rundfunks. Vielleicht nicht mehr lange. Jutta Lambrecht informiert über den Fall in ihrem Blog info-netz-musik:

“Sollten im nächsten Jahr tatsächlich keine Gelder mehr zur Verfügung stehen, landet im schlimmsten Fall alles beim Altpapier” befürchtet Martie Severt, der Manager der Musikbibliothek. Das Notenarchiv des öffentlich-rechtlichen Rundfunks besitzt Regalkilometer voll von Unikaten, die in den letzten 85 Jahren speziell für das Radio oder Fernsehen produziert wurden.

Die KollegInnen dort freuen sich sicherlich über Unterstützung auf der MCO-Webseite.

Fetchclimate – Klimadaten suchen und visualisieren

Microsofts Computational Science Laboratory hat mit Fetchclimate vor einiger Zeit ein Tool veröffentlicht, mit dem man Klima- und klimarelevante Daten recherchieren und auf einer Karte visualisieren kann.

FetchClimate is a fast, free, intelligent climate data retrieval service that operates over the cloud to return only the climate data you need. FetchClimate can be accessed either through a simple web interface, or via a few lines of code inside any .NET program. FetchClimate is intended to make it easy for you to retrieve data for any geographical region, at any grid resolution: from global, through continental, to a few kilometres, and for any range of years (1900 – 2010), days within the year, and / or hours within the day. FetchClimate can also return information on the uncertainty associated with the climate data and data sources used to fulfil the request. When multiple sources of data could potentially provide data on the same environmental variable FetchClimate automatically selects the most appropriate data sources. Finally, the entire query you ran can be shared as a single url, enabling others to retrieve the identical data.

In folgender Abbildung ist zum Beispiel die Bodenfeuchtigkeit im deutsch-niederländischen Grenzgebiet visualisiert:

Die Daten lassen sich auch als CSV herunterladen. Frei lizenziert sind die Daten jedoch anscheinend nicht. Weitere Infos zu FetchClimate finden sich auf der Projektseite.

Joachim Losehand: Open Access senkt die Produktionskosten

Dank Joachim Losehand ist der Freitag inzwischen eine von wenigen Zeitungen, in denen ab und an etwas handfestes zu Open Access zu lesen ist. Aktuell: Open Access senkt die Produktionskosten.

Jedoch ist die eigentliche Publikation, sind die Schritte, die zur Veröffentlichung eines Textes führen, nicht der hauptsächliche Kostenfaktor wissenschaftlichen Arbeitens, im Grunde sind diese Kosten vernachlässigbar. Und zwar vernachlässigbar angesichts der Kosten, die zur Erstellung des wissenschaftlichen Textes, zur Gewinnung der Forschungsergebnisse führten. Die Produktion von Forschungsergebnissen und deren notwendiger Verschriftlichung ist mit Produktionskosten verbunden, welche in der Debatte um die Kosten von Open Access zu kurz kommen.

Richtig, das Thema Zugang zu wissenschaftlichen Informationen muss auch volkswirtschaftlich betrachtet werden. Nur dem Gejammer einiger Verlage und Appell(unter)schreiber zu lauschen führt definitiv nicht zu einer verbesserten Faktenlage. Daher ist Losehands Fazit uneingeschränkt zuzustimmen:

Hier valides und empirisch gesichertes Material zu erarbeiten und in die öffentliche Diskussion einzubringen, ist unzweifelhaft ein Desiderat der Forschung. In unser aller Interesse.

Schön, dass es gerade letzten Monat eine passende Studie zu diesem Thema veröffentlicht wurde: “Open Access – What are the economic benefits? A comparison of the United Kingdom, Netherlands and Denmark”. Der Autor John Houghton untersuchte verschiedene Publikationsmodelle in Dänemark, Großbritannien und den Niederlanden. Er kommt zu folgendem Schluß:

In the three national studies the costs and benefits of scholarly communication were compared based on three different publication models. The modelling revealed that the greatest advantage would be offered by the Open Access model, which means that the research institution or the party financing the research pays for publication and the article is then freely accessible.

Adopting this model could lead to annual savings of around EUR 70 million in Denmark, EUR 133 million in The Netherlands and EUR 480 in the UK. The report concludes that the advantages would not just be in the long term; in the transitional phase too, more open access to research results would have positive effects. In this case the benefits would also outweigh the costs.

Deutschland gibt erheblich mehr Geld für Forschung und Entwicklung aus als z.B. Großbritannien, daher ist für Deutschland auch mit erheblich höheren Einsparungen zu rechnen. Vielleicht sollte der Bund der Steuerzahler hier mal nachhaken? Zumindest sollte angesichts der vorliegenden Erkenntnisse die Position des Wirtschaftsministers eigentlich völlig eindeutig pro Open Access sein.