Wer wird akademischer Ghostwriter?

Eine (vorgebliche?) Insiderin gab vor einigen Monaten in einem Forum Einblick in die Arbeit einer Ghostwriting-Agentur. Dabei erwähnte sie, wer denn klassische Ghostwriter seien.

Stand Juni 2014 waren 1100 aktive Akademiker in der Datenbank von GWriters. Fachlich war die Gruppe bunt gemischt, hauptsächlich waren es aber oft pensionierte Professoren, Ärztinnen im Mutterschaftsurlaub, Doktoranden, wissenschaftliche Mitarbeiter und witzigerweise Uni-Bibliothekare, die sich mit Ghostwriting ein zweites Standbein geschaffen haben.

In der Zeit war passend dazu ein Interview mit einem Ghostwriter.

[via Bildblog & Archivalia]

Guttenberg darf bleiben

Guttenberg selbst wurde nach massivem öffentlichen Druck aus dem Dienst entfernt. Das von ihm zusammengeklaubte und -geraubte Werk kann jedoch in Bibliotheksregalen stehen bleiben. Jedenfalls kommt Eric Steinhauer zu folgendem Fazit:

Was folgt daraus für die Praxis? Die geschädigten Urheber müssen den Anspruch aus § 98 UrhG gegen jede einzelne Bibliothek geltend machen. Vorher besteht grundsätzlich keine Handlungspflicht. Im Interesse der Bestandsschonung sollte Guttenbergs Arbeit gleichwohl rarifiziert bzw. auf eine Präsenznutzung beschränkt werden. In jedem Fall aber ist von einer Aussonderung der Arbeit abzusehen.

Für zukünftige forschende Generationen muss der Zugang zu der Arbeit auf jeden Fall erhalten bleiben. Schließlich haben nicht viele Dissertationen eine so große Wirkung erzielen können. Guttenberg darf also bleiben. Nicht im Amt, aber im Bibliotheksregal.

Offener Brief von Doktoranden an die Bundeskanzlerin

Der wissenschaftliche Nachwuchs wehrt sich gegen die Bagatellisierung der ministeriellen Betrügereien:

als Doktorandinnen und Doktoranden verfolgen wir die gegenwärtige Diskussion um die Plagiatsvorwürfe gegen den Bundesminister der Verteidigung, Herrn Karl-Theodor zu Guttenberg, mit großer Erschütterung und noch größerem Unverständnis. Wir haben den Eindruck, dass Sie mit aller Macht versuchen, einen Minister zu halten, der trotz massiver Gegenbeweise immer noch die Behauptung aufrecht erhält, er habe in seiner Doktorarbeit nicht bewusst getäuscht.

Zum Weiterlesen und Unterzeichnen geht es hier zum offenen Brief von Doktoranden an die Bundeskanzlerin.

Uni Bayreuth gibt Grundsätze des wissenschaftlichen Arbeitens auf

Wissenschaftliche Bankrotterklärung der Uni Bayreuth:

Die Frage eines möglichen Täuschungsvorsatzes konnte die Kommission letztlich dahinstehen lassen. Für die Kommission war entscheidend, dass unabdingbare wissenschaftliche Standards objektiv nicht eingehalten worden sind. Im Fall ihrer Verletzung ermächtigt Artikel 48 Verwaltungsverfahrensgesetz zur Rücknahme des Doktorgrades, ohne dass ein Täuschungsvorsatz nachgewiesen werden muss.

Was erhoffen sich die Verantwortlichen der Uni Bayreuth von diesem Vorgehen? Sie werfen den guten Ruf ihres Hauses in die Mülltonne, stoßen allen nicht-täuschenden Wissenschaftlern mit Anlauf vor den Kopf und machen sich und die deutsche Wissenschaft insgesamt national und international lächerlich.

Rechtswissenschaftlicher Fachschaftsrat der Uni Bayreuth gibt Zitiertipps

Die Fachschaft der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Uni Bayreuth klärt in der jüngsten Ausgabe der Fachschaftszeitung Para-Graph (Ausgabe 05 / Februar 2011 (PDF), S. 2) über die Hauptfehler bei der Erstellung von Hausarbeiten auf. Ein Punkt: Zitieren und Literaturverzeichnis.

Wissenschaftliches Arbeiten will gelernt sein. Eine der wichtigsten Maximen: Ohne Belege keine Hausarbeit! Denn wir Juristen untermauern unsere Argumente gerne mit den Namen anderer, die schon vor uns den Weg der Weisheit gegangen sind und eine bestimmte Ansicht in einem Meinungsstreit vertreten haben.

Die Autorin Janina Krenk ist den Weg der Weisheit offensichtlich schon weiter gegangen als manch Bundesminister. Ich bin bestimmt nicht der einzige, der die nächste Ausgabe des Para-Graph mit Spannung erwartet, um die Reaktion der Bayreuther Jurastudierenden zu erfahren. Die Bayreuter Juristenausbildung ist durch die Plagiatsaffäre sicherlich nicht im Ansehen gestiegen. Dazu in der FR:

Längst macht das hässliche Wort „Buyreuth“ die Runde.

Nur der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle noch auf den Zwischenbericht im Guttenplag-Wiki hingewiesen.

Norbert Lammert über zu Guttenberg

Norbert Lammert über Ansehen und Anstand in der WDR-Mediathek (zumindest bis zur Depublizierung) ab ca. 4:30:

“Die Presseerklärung, die Karl-Theodor zu Guttenberg am vergangenen Freitag gegeben hat, war jedenfalls kein überzeugender Beitrag zur Problembewältigung”, sagte Lammert am Dienstag im WDR-Fernsehen. “Ich kann mir seinen Auftritt (…) nur so erklären, dass ihm zum damaligen Zeitpunkt das Ausmaß der Schlampigkeit nicht klar war, mit der die Arbeit verfasst und eingereicht worden ist.”

Zitiert nach Handelsblatt. Was anderes ist dies, als der recht direkte Vorwurf, dass Guttenberg seine Arbeit nicht selbst verfasst hat?

Die Lernende Bibliothek 2009 – Präsentationen online

Vom 6.-9. September 2009 hat die Tagung “Die Lernende Bibliothek 2009” in Chur (CH) stattgefunden. Thema war: “Wissensklau, Unvermögen oder Paradigmenwechsel? Aktuelle Herausforderungen für die Bibliothek und ihre Partner im Prozess des wissenschaftlichen Arbeitens.”

Die Präsentationen sind nun online frei zugänglich. Am 1. Oktober erscheint der Tagungsband als Nr. 33 in den “Churer Schriften zur Informationswissenschaft”.

[via swiss-lib]