Ergebnisse der TIB/UB-Umfrage zur Literaturverwaltung

Vor drei Monaten war u.a. hier im Blog die Umfrage der TIB/UB Hannover zum Thema Literaturverwaltung angekündigt worden. Herausgekommen ist ein Einblick in die aktuellen Kenntnisse und Bedürfnisse von Literaturverwaltungs-Benutzern, der seinesgleichen sucht. Es sind nicht weniger als 1.000 Antworten eingegangen. Die Rohdaten der Antworten finden Sie hier; eine interaktive HTML-Seite, um ad hoc eigene Filtersets auszuprobieren, hier. Ich freue mich über jede Auswertung oder Darstellung der Daten durch interessierte Dritte!

Mehr – u.a. auch eine Einordnung der Ergebnisse – im Blog Literaturverwaltung & Bibliotheken.

Citavi scheitert an Mac-Version

Im Citavi-Forum wird das Ende der Entwicklungsarbeit für die Mac-Version von Citavi verkündet.

Wir haben große Anstrengungen unternommen, viel Zeit, Kreativität und Geld investiert und Prototypen auf verschiedenen technischen Plattformen entwickelt, um diese Anforderungen zu erfüllen. Schließlich entschieden wir uns für MonoMac, einer vielversprechenden Entwicklung, hinter der die führenden Entwickler von Mono standen. (Mono ist eine Open-Source–Variante des .NET-Frameworks, auf dem Citavi aufsetzt.) Mono wurde von der bekannten Firma Novell finanziert und gepflegt. Vor kurzem wurde Novell jedoch verkauft. Die neue Besitzerin Attachmate entschloss sich, die Mono-Abteilung zu schließen und sämtliche Entwickler zu entlassen. Die Entwickler haben zwar eine neue Firma gegründet, die sich jedoch auf mobile Clients (iOS und Android) konzentriert, so dass MonoMac uns keine langfristig zuverlässige Perspektive mehr bietet. Deshalb sehen wir keine Möglichkeit mehr, die Ziele, die wir uns für Citavi Mac gesetzt haben, in absehbarer Zeit zu erreichen und dauerhaft zu sichern. Wir bedauern, die Interessenten für Citavi Mac jetzt enttäuschen zu müssen.

Bleiben die Mac-Anwender für immer von Citavi ausgeschlossen? Nein. Mittelfristig stehen weiterhin Virtualisierungslösungen zur Verfügung, insbesondere Parallels Desktop und VMware Fusion. Wir konzentrieren uns zunächst auf die Fertigstellung von Citavi 4, das wichtige und häufig gewünschte Erweiterungen enthalten wird. Danach planen wir … stopp, wir sollten jetzt zurückhaltender sein. Bei Citavi Mac haben wir zu früh Einblick in unsere Entwicklungsarbeit gegeben und Erwartungen geweckt, die wir enttäuschen mussten. Das ist für uns und alle Betroffenen schmerzhaft. Wir wollen es jetzt besser machen und informieren über das weitere Vorgehen nach dem Erscheinen von Citavi 4.

Parallels & Co sind zwar Virtualisierungslösungen, aber keine Problemlösungen im Sinner der gestellten Aufgabe. Abgesehen davon: VMware Fusion kostet zur Zeit EUR 37,45, Parallels 7 sogar fast 80 Euro. Zusatzkosten, die Studierenden nicht vermittelbar sind.

Statt Citavi 4 zu entwickeln, das eine Fortführung von Citavi 3 sein wird, ist m.E. ein neuer Ansatz gefragt. Im Hochschulbereich ist Windows zwar auch sehr weit verbreitet, Linux und Mac spielen jedoch eine weit größere Rolle als in den meisten anderen Bereichen. Die Entwicklung einer Onlineversion, oder auch einer browserbasierten Offline-Version muss Priorität haben vor einer weiteren Windows-Version. Im Forum schreibt jonas_kl dazu:

Für mich ist nicht nachvollziehbar, wie Sie mit diesem Wissen immer noch auf ein Framework setzen, das nicht plattformübergreifend funktional ist. Für mich ist nicht nachvollziehbar, warum Sie lieber eine vierte Windows-Version auf den Mark werfen (die Feinschliff ist, angesichts der schon seit der zweiten Version sehr hochwertigen Funktionalität) als der Linux-Community einen generellen Einstieg zu ermöglichen.

Es sieht jetzt zwangsläufig ein wenig nach Nachtreten aus. Aber: Das Problem der Entwicklung für .NET ist kein Neues und auch Citavi seit sehr langer Zeit wohlbekannt. Schon als Betatester für die erste Citavi-Version machte ich darauf aufmerksam, dass eine plattformübergreifende Entwicklung vorzuziehen ist. Das ist jetzt ca. sechs Jahre her. Äonen in Softwareproduktionszyklen.

Für die Hochschulbibliotheken stellt sich jetzt die Frage nach einer Neuausrichtung ihrer Literaturverwaltungsstrategien. Eine Diversifizierung des Produktportfolios ist gerade für kleinere Bibliotheken nicht einfach. Muss doch der Support auch für alternativ angebotene Literaturverwaltungssoftware sichergestellt sein.

Gibt’s schon Überlegungen in den Bibliotheken, wie nun vorgegangen wird?

Die echten Oxford- und Harvard-Zitierweisen

Im Folgenden, liebe WissenschaftlerInnen, sehen Sie aus aktuellem Anlass Beispiele für Zitationen in den ins Gerede gekommenen “Harvard- und Oxford-Zitierweisen”. Durchexerziert wurde anhand des Werkes “Informationeller Globalismus. Kooperationsmodell globaler Ordnungspolitik am Beispiel des elektronischen Geschäftsverkehrs” von Georgios Chatzimarkakis.

Nach Oxford Style Manual:
Chatzimarkakis, G. (2000), ‘Informationeller Globalismus. Kooperationsmodell globaler Ordnungspolitik am Beispiel des elektronischen Geschäftsverkehrs’, Dissertation (Bonn, Universität).

Der von Chatzimarkakis verwendete Begriff “Harvard-Zitierweise” ist mehrdeutig. Hier ein paar Kandidaten, die Citavi serienmäßig mitbringt:

Nach Harvard Business School (PDF):
Chatzimarkakis, Georgios. “Informationeller Globalismus: Kooperationsmodell globaler Ordnungspolitik am Beispiel des elektronischen Geschäftsverkehrs.” Dissertation, Bonn, 2000. http://hss.ulb.uni-bonn.de/2000/0140/0140.htm.

Nach Harvard (UWA-Interpretation):
Chatzimarkakis, G 2000, Informationeller Globalismus. Kooperationsmodell globaler Ordnungspolitik am Beispiel des elektronischen Geschäftsverkehrs. Dissertation, Bonn. Available from: http://hss.ulb.uni-bonn.de/2000/0140/0140.htm.

Nach Harvard (GBFE-Interpretation, PDF):
Chatzimarkakis, Georgios 2000. Informationeller Globalismus: Kooperationsmodell globaler Ordnungspolitik am Beispiel des elektronischen Geschäftsverkehrs. Dissertation. Universität. URL: http://hss.ulb.uni-bonn.de/2000/0140/0140.htm.

Zur Korrektheit der Zitierstile: Ich übernahm treuherzig die Citavi-Varianten.

Citavi 3 ist veröffentlicht

Citavi 3 ist veröffentlicht. Michael Eiden beschreibt im Blog der SUB Hamburg, was die neue Version an Änderungen bringt.

Eine wesentliche Verbesserung könnte die Teamfunktionen sein:

Citavi hat passende Lösun­gen für »Wissensarbeiter« in Forschungsabteilungen, Projekten und Arbeitsgrup­pen. Mit Citavis Team-Version teilen und verteilen Sie Fach­artikel, Gesetze, Patentschriften, Arbeitsaufträ­ge etc. und erweitern kontinuierlich Ihre Wissens­basis.

Die Konditionen, unter denen die Teamfunktionen verfügbar sein werden, werden jedoch leider erst im Januar bekannt gemacht.

Update: Matti Stöhr überlegt, ob Citavi 3 ein neuer Impuls für die Literaturverwaltungsservices von Bibliotheken sein kann.

Social-Media-Abteilungen in Bibliotheken?

Benötigen Bibliotheken Social-Media-Abteilungen? Notwendig ist auf jeden Fall Expertise und Erfahrung. Ob man diese jedoch in einer einzigen Abteilung (zum Beispiel im Umfeld der Öffentlichkeitsarbeit) bündeln sollte, ist nicht einfach zu entscheiden. Dafür spricht, dass in einer Social-Media-Abteilung Routine im Umgang mit Twitter & Co der Normalfall wäre. Dagegen spricht m.E. aber mehr.

Alan Wolk hat sich bei Social Media Today ein paar Gedanken zu eben dieser Frage gemacht. Zwar geht es bei ihm um Unternehmen, aber die Schlußfolgerungen lassen sich teils ohne Reibungsverluste übertragen, zum Beispiel zur Ressourcenfrage:

Many brands don’t have the resources (e.g. time and money) necessary to properly maintain so much as a Facebook page (let alone an entire social media program) and you don’t need to be a “guru” to know that having a Facebook page that gets updated once every three months is a lot worse than not having one at all.

Ob konventionelle Verkündigungsmedien (Flyer, etc.) oder Social Media: es geht um Inhalte, um Kommunikation. Wenn ein hauptamtlicher Bibliothekstwitterer beschäftigt wird, muss dieser nicht zwangsläufig der ideale Kandidat sein, um eingehende Fragen zu beantworten oder die Kommunikation mit Nutzern zu führen.

Um ein bibliothekarisches Firmenbeispiel zu erwähnen: der Twitter-Account von Citavi funktioniert ziemlich gut, weil dort jemand twittert, der an Fachdiskussionen teilnehmen kann. Auf eine Anfrage, wer denn dort schreibt, wurde geantwortet: Primär Support – auch auf direkte Kundenanfragen – und Entwicklung. So soll es sein! Wer soll denn auch sonst Fragen zur Entwicklung und zur Benutzung beantworten? Die Marketingabteilung wäre dazu nur in der Lage, wenn ein enger Kontakt zu den jeweiligen Abteilungen bestünde.

In großen Organisationen muss die Öffentlichkeitsarbeit wahrscheinlich von der PR-Abteilung übernommen werden. In kleineren Organisationen halte ich den direkten Draht zwischen Öffentlichkeit und Fachpersonal jedoch für die gelungenere Variante.

Citavi 3 im Anflug

Die neue Version der Literaturverwaltungssoftware Citavi wurde beim Bibliothekskongress in Leipzig vorgestellt. Dörte Böhner und Matti Stöhr stellen einige
Neuigkeiten vor. Interessant klingt für mich:

  • Die Mehrbenutzerfähigkeit
  • Erweiterte Recherchemöglichkeiten
  • Recherchieren nach URN, DOI & Co.
  • Einlesen kompletter, unstrukturierter Literaturverzeichnisse

Es wird viel zum Ausprobieren geben. Das Citavi in absehbarer Zeit auch für Mac OSX verfügbar sein soll, ist übrigens eine gute Nachricht. Das eine Linux-Variante nach wie vor nicht geplant ist, jedoch eine herbe Enttäuschung. Die Verbreitung von Linux ist in manchen Hochschulbereichen doch recht hoch und wird meines Erachtens eher zu- als abnehmen.

Inetbib 2008: Webbasierte Literaturverwaltung

Von Dr. Thomas Stöber und Astrid Teichert, Universitätsbibliothek Augsburg

Typologie:
Geschlossene Systeme wie Citavi, Endnote (Einzelplatzbenutzung)
Halboffene Systeme: EndNote Web, RefWorks (begrenzte Freigaben)
Offene Systeme: Bibsonomy, Connotea (offener Benutzungskreis, Prinzipien des social bookmarking) „informationelle Gemeinschaftsbibliographien“ (Lambert Heller)

Anwendungsszenarien:

  • Freigaben mit Lesezugriff (read only)
  • Literaturlisten
  • Schriftenverzeichnisse
  • thematische Bibliographien
  • geschlossene Datensammlungen (für begrenzten Nutzerkreis)
  • aktive und passive Nutzung
  • offene Datensammlungen

Perspektiven:
Offene Wissenschaft: Ist es im Interesse von Wissenschaftlern, ihre Tätigkeit öffentlich zu machen?
Sind die offenen Dienste wirklich eine Alternative zu konventionellen Literaturverwaltungen?
Künftige Konvergenz: Endnote geht ins Netz, Citavi auch, RefWorks dagegen auch als Offlineversion.

Patrick Danowski macht noch auf scholarz.net aufmerksam?