Bibliothekare entdecken bisher unbekannten Vordenker des deutschen Naturschutzes

Im zweiteiligen Posting “Bibliothekare entdecken bisher unbekannten Vordenker des deutschen Naturschutzes” (1: Naturschutzteil, 2: Bibliotheksteil) erklärt Gerhard Hachmann, wie er in Zusammenarbeit mit seinem Kollegen Rainer Koch die bisher als Begründer des deutschen Naturschutzes geltenden Ernst Rudorff, Wilhelm Wetekamp und Hugo Conwentz vom Sockel stieß und Philipp Leopold Martin emporhob.

Kein einziger deutscher Historiker kannte bisher Martins überragende Bedeutung für den deutschen Naturschutz.

Im bibliothekarischen Teil wird der methodische Weg beschrieben. Soviel sei hier erwähnt: Googles nGram-Viewer spielte eine herausragende Rolle. Weiteres in den oben verlinkten Postings!

Ich zitiere meinen eigenen Kommentar: Diese beiden Postings sind eine schöne Demonstration, was sich mit Daten (und Digitalisaten) alles anstellen lässt, wenn man sie mal genauer unter die Lupe nimmt. Eine Perle der Biblioblogosphäre!

Das Kerngeschäft der Buchwissenschaftler?

Der Buchwissenschaftler David Oels schrieb einen Kommentar für den Freitag, in dem er das Kerngeschäft der Bibliotheken thematisiert. Also, eigentlich thematisiert er es nicht.

Der Kommentar trägt den Titel “Die Onleihe”. Um die Onleihe geht es aber auch nicht so wirklich. Vielmehr beschreibt Oels die miserable Situation der Bibliotheken. Budgetkürzungen, verkürzte Öffnungszeiten: Krise. Dann die Begründung:

Dabei sammeln Bibliotheken schon lange nicht mehr nur Bücher und machen sie ihren Benutzern zugänglich. Seit den siebziger Jahren verstehen sie sich als Informationsdienstleister, die Zugang ebenso zu den jeweils neuen Medien ermöglichen. Das ist löblich und verständlich, aber womöglich auch Teil des Problems.

Das bibliothekarische Selbstverständnis als Informationsdienstleister sorgt für Budgetkürzungen? Oels hält diese steile These wohl für selbsterklärend. Denn schon der nächste Satz singt das Hohelied des gedruckten Buches, das ja im Gegensatz zur Langspielplatte und Disketten auch nach vielen Jahrzehnten, Jahrhunderten noch benutzbar sind.

Ob Oels auf dieser Erkenntnis den nächsten Absatz aufbaut oder ihn völlig unabhängig davon geschrieben hat, ist mir nicht klar. Auf jeden Fall weist er nun auf den jüngsten Medienwandel hin, der eine Lösung eröffne:

Denn erstmals lassen sich E-Books, Zeitschriften, Datenbanken oder ­Archive zentral anbieten und dezentral nutzen. Die Deutsche Digitale Bibliothek soll ab 2012 das „kulturelle Erbe“ online verfügbar machen, und im ­Frühjahr dieses Jahres hat die Wissenschaftskonferenz des Bundes und der Länder ein „Gesamtkonzept für die ­Informationsinfrastruktur in Deutschland“ verabschiedet, das auf Open ­Access setzt, also den unentgeltlichen Zugang zu relevanten wissenschaft­lichen Publikationen. Selbst die Stadt­bibliotheken forcieren die „Onleihe“. Angemeldete Bibliotheksnutzer können digitale Bücher, aber auch Filme, Musik und E-Paper großer Zeitungen unentgeltlich ausleihen.

[Kleine Detailkritik am Rande: Project Gutenberg ist mehr oder weniger seit 1971 aktiv. Datenbanken und elektronische Zeitschriften gibt es auch schon ein paar Jahre. Und wenn Open Access für Zugang zu “relevanten” wissenschaftliche Publikationen gilt, bedeutet das dann im Umkehrschluss… naja. Immerhin wird hier kurz die Onleihe erwähnt.]

Wie auch immer, wir feiern die digitalen Medien und ihre Möglichkeiten! Und plötzlich fordert Oels:

Für die stationären Bibliotheken ergibt sich damit die Chance, das Kerngeschäft, das gedruckte Buch und dessen Vermittlung, wieder ins Zentrum zu stellen. Darauf gilt es zu bestehen, und das gilt es durchzusetzen, auch wenn findige Stadtoberhäupter auf die Idee kommen sollten, analoge Bibliotheken angesichts der digitalen Möglichkeiten gleich ganz abzuschaffen.

Was hat das nun wieder mit Open Access, der Deutschen Digitalen Bibliothek und der Onleihe zu tun? Und teilt Oels Bibliotheken ein in stationäre und nicht-stationäre? Wo sind sie, die rastlos durch die Lande ziehenden und gezogen werdenden Bibliothekswesen? Digitale Nomaden, E-Books verteilend und relevante Publikationen zugänglich machend?

Zum Kerngeschäft der Bibliotheken kann ich im ganzen Artikel keine relevante Aussage finden. Aber es gehört offensichtlich zum Kerngeschäft der Buchwissenschaftler, einfach mal die Relevanz des gedruckten Buches in den Raum zu werfen.

[Besten Dank an Frank für den Hinweis!]

Abbyy Finereader 11 im Test

Kilian Schmidtner hat die Abbyy Finereader 11 getestet:

Das Ergebnis lässt sich leicht zusammenfassen: Die neue Version ist ein Performance-Update! Die Qualität der Text- und Layouterkennung hat sich (so gut wie) gar nicht verändert – die Ergebnisse waren im Vergleich zu FineReader 10 auf gleichbleibend hohem Niveau korrekt. Eine Verbesserung ist nur an ganz wenigen Stellen festzustellen.

Ein Update von Version 10 sei nur empfehlenswert, wenn große Seitenmengen bearbeitet werden müssen.

Mehr Infos im Editura-Blog.

Jahrhunderte währendes Copyright?


In TechDirt
erklärt Rose M. Welch einen kuriosen Fall von Copyrightsverletzungsangst. Sie wollte verschiedene Buchmalereien aus dem Zeitraum 600 bis 900 n. Chr. in einer Publikation abbilden. Eine Druckerei verweigerte dies mit Hinweis auf eventuell verletzte Copyrights.

The documents in question feature anywhere from one to six pieces from various illuminated manuscripts on each sheet, including some bits from the famous Book of Kells. The largest image is comprised of a full scan of the original manuscript, but printed in less than half of the size of the original piece (something like 6″ x 8″) and the smallest are six 2.5″ x 2.5″ chunks showing specific detailing from five different manuscripts on a single page.

These manuscripts were created between 600 and 900 A.D. and are firmly in the public domain. Even if they were not, printing pages and cutout bits from pages for an educational paper almost certainly constitutes fair use, which the printer had never heard of.

Seriously. No joke. What is the world coming to?”

Das Book of Kells ist zur Zeit nicht urheberrechtlich geschützt. Kann man rückwirkend aber bestimmt noch machen. Vielleicht ja sogar für Veröffentlichungen, die noch weit länger zurückliegen.

Public-Domain-Spenden im Gedenken an Michael Hart

“Überstellt etwas der Public Domain zum Gedenken an Michael Hart!” heißt es bei Archivalia. Dort bezieht man sich auf ein Posting von Roy Tennant, der wiederum von Eric Hellman kopierte.

Michael Hart:

Hart gilt als Pionier der Buch-Digitalisierung. Zu der Idee, Bücher im Netz frei zur Verfügung zu stellen, wurde er als Student inspiriert. Am 4. Juli 1971, dem Jahrestag der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten, erhielt er ein Exemplar der Declaration of Independence. Er tippte den Text noch am selben Abend ab und stellte ihn schließlich über das Netzwerk der University of Illinois online.

Hart begründete das Project Gutenberg. Dort findet sich auch ein Nachruf.

Tagesspiegel über Open Access und Aaron Swartz

Zwei Artikel im Tagesspiegel:

1. Die Magna-Carta und die asiatischen Elefanten

Die Open-Access-Bewegung fordert mehr Freiheit für das Wissen im Netz. Zwar geht die nötige Reform des Urheberrechts nur langsam voran. Doch es gibt bereits eine ansehnliche Zahl digitaler Bibliotheken, die umsonst und frei sind. Surftipps aus der Netzspiegel-Redaktion.

2. Nur langsam mehr Freiheit des Wissens

Ein Hacker lädt eine große digitale Bibliothek herunter. Ist das Diebstahl oder die Befreiung des Wissens? Auf jeden Fall eine Reaktion darauf, dass die Open-Access-Bewegung zehn Jahre nach ihren Anfängen nur langsam vorankommt.

Darwins digitalisierte Bibliothek

Charles Darwin, 7 Jahre alt (7 years old)

Der Chronicle of Higher Education weist auf die digitalisierte und frei online verfügbare Bibliothek Darwins hin.

The project to digitize Darwin’s extensive library, which includes 1,480 scientific books, was a joint effort with the University of Cambridge, the Darwin Manuscripts Project at the American Museum of Natural History, the Natural History Museum in Britain, and the Biodiversity Heritage Library.

Zumindest ein Teil davon ist via Archive.org zugänglich, zum Beispiel dieses Werk über das Abändern der Vögel durch Einfluss des Klima’s (PDF, ca. 350 MB und tatsächlich mit Deppenapostroph im Titel) von Constantin Lambert Gloger. Die Scan-Qualität ist, wie man bei der Dateigröße auch nicht anders vermuten mag, sehr gut. Die Dateien sind auch zum Download verfügbar.

500.000 Bücher und Handschriften online

Die Bayerische Staatsbibliothek ist der größte deutsche Datenlieferant für “EUROPEANA

Seit Anfang März bietet die Bayerische Staatsbibliothek mehr als eine halbe Million digitalisierter Bücher im Internet über ihren Online-Katalog OPACplus und ihre Digitalen Sammlungen an. Damit präsentiert die Bibliothek den größten Bestand digitalisierter Bücher im deutschen Sprachraum.

[via juraforum.de]

Montreux Sounds Digital Project

Mehr als 5000 Stunden des Montreux Jazz Festivals mit Künstlern wie Ella Fitzgerald, David Bowie und Miles Davies können dank dem “Montreux Sounds Digital Project” für die Nachwelt erhalten bleiben. Seit dem Jahre 1967 liess das Festival seine Konzerte filmen. Am Projekt beiteiligen sich die ETH Lausanne, der Uhrenhersteller Audemars Piguet und die Montreux Sounds SA . Ziel ist es, die Aufnahmen in einem Verzeichnis zu erfassen und zu digitalisieren. Mehr Infos hier.

Best of Montreux Jazz Festival 1967 – 2006

OCR-Service der VZG

Die Verbundzentrale des GBV (VZG) bietet ab sofort einen Massen-OCR-Service an:

Der Service der VZG umfasst sowohl Antiqua- als auch Fraktur-Schriften. Je nach Schrifttyp existieren unterschiedliche Abrechnungsmodelle.

Der Preis für Antiqua-OCR liegt bei 0,020 € pro Seite bei weniger als 250.000 Seiten. Bei mehr als 2,5 Millionen Seiten sinkt der Preis auf 0,008 € pro Seite. Fraktur ist ein teurer, da geht es bei 0,075 € pro Seite los. Genaue Preisliste und weitere Informationen – auch zu möglichen Input- und Outputformaten – gibt es im GBV-Wiki.

In einem Testlauf (Besten Dank, Gerald!) wurde Wilhelms Aufruf an das Deutsche Volk eingelesen. Hier das Ergebnis als

Mit der Qualität des Originals steigt und fällt natürlich auch die Qualität des OCR-Ergebnisses. Nimmt man zum Beispiel diesen Scan der Titelseite der ersten Ausgabe der NZZ von 1780, erhält man folgende Ergebnisse:

Gemessen am Original gar nicht schlecht. Kontaktdaten und weitere Informationen im GBV-Wiki.