Wikipedia als bibliothekarische Kernkompetenz und Betätigungsfeld

Die Kenntnis der Funktionsweise und Hintergründe von Wikipedia ist bibliothekarische Kernkompetenz, ebenso wie es das Benutzen von gedruckten Enzyklopädien einst war. Ein recht kleiner Teil der Bibliothekswesen engagiert sich jedoch tatsächlich in der Wikipedia. Angelesenes Wissen über Wikipedia und deren Funktionsweisen sind zwar ganz nett und besser als nichts. Möchte man Nutzern jedoch die Vor- und Nachteile von Wikipedia näherbringen, ist es sicherlich besser, wenn man auf eigene Erfahrungen zurückgreifen kann.

Wenn man dort einsteigen möchte, gibt es zu jedem Thema dieser Welt genug zu schreiben oder korrigieren. Man muss nur mutig sein. Speziell für Menschen mit Neigung zum Bibliothekarischen gibt es jedoch eine hübsche Anlaufstelle: das vor einigen Monaten anscheinend neu gestaltete Portal Bibliothek, Information, Dokumentation.

Dort kann man sehen, welche Artikel aus dem bibliothekarischen Bereich zuletzt neu erstellt wurden, welche Artikel als ausgezeichnet gelten (viel zu wenige!), welche Artikel fehlen und was es sonst noch zu tun gibt.

Wenn die für das Meckern über die Qualität von Wikipedia benötigte Zeit für Reparaturen an den betroffenen Artikel verwendet würde, gäbe es binnen kürzester Zeit kaum noch etwas zu meckern. Ein Anfang für Wikipedia-Artikel: Schauen Sie doch einfach mal, ob Ihre eigene Einrichtung in Wikipedia verzeichnet ist! Falls ja: Ist der Artikel korrekt und aktuell? Falls nein: Warum nicht?

Falls Sie nicht wissen, wie Sie loslegen können: Melden Sie sich einfach an und fragen Sie auf der Diskussions-Seite des Portals nach. Ich bin mir sicher, dass man dort über neue HelferInnnen sehr erfreut wäre.

Philipp Maass hat übrigens gerade in INETBIB ein Wikipedia-Projekt zu Bibliothekarinnen, Bibliothekare und Bibliotheken im Nationalsozialismus bekannt gemacht. Auch dort ist Mithilfe und Ergänzung ausdrücklich erwünscht:

Ich würde mich sehr freuen wenn Interessierte Menschen die Seite zur Information und zur Pflege der Artikel nutzen. Wenn Sie Anmerkungen oder Verbesserungsvorschläge haben, dürfen Sie mich gerne per Mail oder auf Wikipedia kontaktieren. Vielleicht hat ja auch jemand Lust die Artikel weiter zu verbessern?
Melden Sie sich gerne!

Nicht zuletzt kann ein guter Wikipedia-Artikel auch Öffentlichkeitsarbeit für ein Thema oder eine Einrichtung sein. Egal, wonach man sucht: Sobald ein Wikipedia-Artikel existiert, taucht er in Suchmaschinen normalerweise unter den ersten Treffern auf. Da sollten die dort enthaltenen Inhalte schließlich von hoher Qualität und Aktualität sein…

Drucksache 18/3046: Provenienzforschung stärken – Bessere Rahmenbedingungen für einen angemessenen und fairen Umgang mit Kulturgutverlust schaffen

Antrag der Abgeordneten Ulle Schauws, Katja Keul, Kai Gehring, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Provenienzforschung stärken – Bessere Rahmenbedingungen für einen angemessenen und fairen Umgang mit Kulturgutverlust schaffen (Drucksache 18/3046).

Die Wortbeiträge der Abgeordneten Ulle Schauws (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN), Ansgar Heveling (CDU/CSU), Sigrid Hupach (DIE LINKE), Burkhard Blienert (SPD), Astrid Freudenstein (CDU/CSU) und Metin Hakverdi (SPD) sind dokumentiert. Diskutiert wurde vorwiegend vor dem Hintergrund der Rückführung von NS-Raubgut und dem Schwabinger Kunstfund. Die Debatte fand statt am 6. Februar 2015.

Johanna Doras: Provenienzforschung zum Nachweis von NS-Raubgut in Bibliotheken

Bachelorarbeit von Johanna Doras zum Thema “Provenienzforschung zum Nachweis von NS-Raubgut in Bibliotheken – unter besonderer Berücksichtigung der Stadtbibliothek Hannover”. Abstract:

Fast 70 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg und den nationalsozialistischen Plünderungen und Enteignungen befinden sich noch immer konfiszierte Bücher in deutschen Bibliotheken.

Die Rückgabe dieser unrechtmäßig in die Bibliotheken gelangten Bestände ist eine ebenso wichtige wie langwierige Aufgabe. In der vorliegenden Bachelorarbeit wird im ersten Teil das Vorgehen bei der Restitution von NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut mit den möglichen Schwierigkeiten dargestellt. Im zweiten Teil wird die praktisch durchgeführte Provenienzforschung in der Stadtbibliothek Hannover beschrieben.

Zum Volltext.

Provenienzforschung an der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien

Das Projektteam verfolgt das Ziel, die zwischen 1938 und 1945 vom nationalsozialistischen Regime geraubten Bücher und deren Erwerbung durch medizinische Klinik- und Institutsbibliotheken in Wien zu dokumentieren.

Dazu ein interessanter Artikel auf standard.at

[via ub.meduniwien.at]

Stadtbibliothek Nürnberg sucht Besitzer von NS-Raubgut

Die Stadtbibliothek Nürnberg zählt zu ihren Beständen knapp 10 000 Bücher aus dem Besitz von Opfern und Verfolgten des Nationalsozialismus. Diese heute als „Sammlung Israelitische Kultusgemeinde (IKG)“ bezeichneten Schriften sollen soweit möglich den ehemaligen Vorbesitzern bzw. deren Rechtsnachfolgern zurückgegeben werden.

Um dem Ziel der Restitution ein weiteres Stück näher zu kommen, veröffentlicht die Stadtbibliothek eine Liste mit 115 recherchierten und soweit wie möglich verifizierten Namens- und Anschriftendaten bislang festgestellter Vorbesitzer aus Nürnberg und Franken.

Ausführliche Informationen und den Link zur Suchliste gibt es hier.